Einleitung: Stumpfe Gewebetraumata verursachen neben Weichteilschaden mit begleitendem Ödem vielfältige
Aktivierungen der Immunzellen, die bis zu Tagen nach dem Ereignis zum Multiorganversagen
führen können. Ziel der dargestellten Studie war es, den Einfluss eines isolierten
Weichteiltraumas beim Nager mittels Magnetresonanztomographie zu quantifizieren und
mit der systemischen Immunantwort zu korrelieren.
Methoden: Im Rahmen unserer Studie wurde 20 männlichen balb-c Mäusen in Narkose ein isolierter
Weichteilschaden des Musculus gastrocnemius durch einen definierten Fallmechanismus
zugefügt. Dabei wurde ein Gewicht von 20g aus einer Höhe von 120cm auf den rechten
Hinterlauf fallen gelassen. 10 gleich alte und schwere Tiere dienten als Kontrollgruppe
ohne definierten Weichteilschaden. 10 Tiere wurden 3h und weitere 10 Tiere 24h nach
Trauma an einem klinischen 1.5 T-Magnetresonanz-Tomographen (Magnetom Sonata, Siemens
Medical Solutions, Erlangen) unter Verwendung der short-tau-inversion-recovery (STIR)-Sequenz
untersucht. Jeweils fünf narkotierserte Tiere ohne Weichteilschaden diensten als Kontrollgruppe.
An der Workstation (Leonardo) wurde der Weichteilschaden als Areal hyperintensen Signals
volumetrisch quantifiziert. Nach der MR-Untersuchung wurden die Tiere in Narkose getötet.
Die aus der Milz gewonnenen Splenozyten wurden ex vivo mit 10 ng/ml LPS (Salmonella
abortus) über Nacht stimuliert. Die Produktion von TNFα wurde anschließend im spezifischen
ELISA in den Überständen gemessen. Die Ergebnisse wurden mit dem Weichteilschaden
korreliert.
Ergebnisse: Durch die oben beschriebenen Versuchsanordnung konnte standardisiert ein Weichteiltrauma
in der betroffenen Muskelregion produziert werden. Nach 3 und 24 Stunden wurde in
der MR-Untersuchung ein statistisch signifikanter Unterschied im Ausmass des Ödems
gemessen (cm3 versus cm3, p>0.01). Die TNFα-Synthesefähigkeit der Splenozyten zeigte
einen biphasischen Verlauf mit einer erhöhten Leistung 3h nach Trauma (650±160 pg/ml
vs. 382±182pg/ml in den Kontroll-Tieren; p>0.01) und einer reduzierten Produktion
24 Stunden nach Trauma (91±230 pg/ml versus 547±389 pg/ml in den Kontroll-Tieren).
Das Ausmass des Weichteilödems zeigte eine gute Korrelation zu der TNFα-Synthesefähigkeit.
Schlussfolgerung: Die MR-Quantifizierung eines definierten Weichteilschadens erlaubt Rückschlüsse auf
immunmodulatorische Antworten. Aus dem traumatisierten Gewebe werden offenbar Substanzen
freigesetzt, welche nach einer Aktivierung zu einer anschließenden Toleranz/Suppression
der Immunantwort führen.