Rofo 2005; 177 - S4_1
DOI: 10.1055/s-2005-863997

MR-Kolonographie (MRK) ohne Darmreinigung

CA Kuehle 1, W Ajaj 1, SC Goehde 1, SG Ruehm 1, J Barkhausen 1, TC Lauenstein 1
  • 1Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Essen

Einleitung: Obwohl kolorektale Karzinome in der Mortalitätsstatistik der 2. häufigste maligne Tumor sind, werden Vorsorgeuntersuchung häufig nicht wahrgenommen. Ein Grund hierfür ist, dass die Untersuchung mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, wobei insbesondere die Darmreinigung als unangenehm empfunden wird. Neue MR-Kolonographie-Techniken verwenden daher eine Stuhlmarkierung (fecal tagging), mit dem Ziel die Signalintensität des Stuhls so zu modulieren, dass eine sichere Differenzierung zu Polypen und anderen Tumoren möglich ist.

Zielsetzung: Evaluation der Patientenakzeptanz und der diagnostischen Genauigkeit der MR-Kolonographie mit fecal tagging.

Material und Methodik: Im Rahmen dieses Screening Projektes wurden 143 MR-Kolonographien mit Stuhlmarkierung durchgeführt. Zur Vorbereitung der MRK erhielten die Patienten eine Lösung aus 1% Barium, Gastrografin und Johannesbrotkernmehl, welche die Stuhlintensität auf die des rektalen Einlaufs herabsetzt. Von dieser Lösung mussten sie je 1 Liter zur regulären Kost an 2 Tagen vor der MR-Untersuchung zu sich nehmen. Für die MRK wurde vor und 75s nach Gadolinium-Applikation (0.2 mmol/kg, 2ml/s) eine VIBE-Sequenz mit folgenden Parametern durchgeführt: TR/TE 3,08/01,13 ms, flip angle 35°, field of view 50cm, matrix 168×256, Schichtdicke 1.8mm, Akquisitionszeit 24sec. Bei allen Teilnehmern wurde im Abstand von bis zu 3 Wochen eine konventionelle Koloskopie durchgeführt. Die Bildqualität und Stuhlfärbung der MRK-Daten wurden mittels Skalierung von 1–5 (1=sehr gute Bildqualität bzw. homogen, dunkler Stuhl und 5=sehr schlechte Bildqualität bzw. sehr heller Stuhl) ausgewertet. Ebenfalls wurde die Patientenakzeptanz zur MRK bzw. konventionellen Koloskopie mittels eines 10-Punkt-Scala-Fragebogens bewertet, wobei niedrige Bewertungen eine gute Akzeptanz und hohe Werte eine schlechte Akzeptanz bedeuten.

Ergebnisse: Der mittlere Akzeptanzwert der MR-Untersuchung (inklusive der Vorbereitungsmaßnahmen) betrugt 2.8, wohin gegen der Wert für die Endoskopie (inklusive der Darmsäuberung) 4.3 betrug. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant (p<0.05). Auch unter Berücksichtigung fehlender therapeutischer Optionen würden 69% der bislang Untersuchten bei einer wiederholten Vorsorgeuntersuchung die MR-Kolonographie der Endoskopie bevorzugen. Insgesamt wurden bisher bei 6 Patienten Kolonpolypen zwischen 7–13mm richtig erkannt sowie ein kolorektales Karzinom detektiert. Falsch-negative Ergebnisse lagen für Läsionen dieser Größenordnung nicht vor.

Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass fecal tagging eine signifikant höhere Patientenakzeptanz erzielt als die konventionelle Koloskopie. Polypen mit einer Größe von mehr als 7mm können mit der Methode zuverlässig erkannt werden.