Pneumologie 2005; 59 - P188
DOI: 10.1055/s-2005-864592

Fibrinös-fibroplastische Pleuritis nach Bariumsulfataspiration

J Friedrich 1, A Schwarz 1, MH Bohrer 2, A Spiethoff 2, J Senges 1
  • 1Medizinische Klinik B, Kardiologie/Pneumologie, Klinikum Ludwigshafen/Rhein
  • 2Institut für Pathologie, Klinikum Ludwigshafen

Vorgeschichte: Ein 71-jähriger Patient stellt sich mit progredienter Dyspnoe und Gewichtsverlust in unserer Klinik vor. Der an Morbus Parkinson erkrankte Patient hatte sich etwa 9 Monate vor der stationären Aufnahme ambulant einer Ösophagus-Breischluckuntersuchung mit Bariumsulfat (BS) unterzogen, da klinisch der Verdacht auf eine Dysphagie bestand.

Klinischer Verlauf: Die Röntgenthoraxaufnahme zeigte bei stationärer Aufnahme einen Pleuraerguss rechts, im CT des Thorax eine Kompressionsatelektase des rechten Unterlappens und Volumenreduktion des Mittellappens. Im Bereich des lateralen Mittellappensegmentes findet sich röntgendichtes Material sowie Verdickungen von Pleura visceralis und parietalis. Laboranalytisch bestehen Entzündungszeichen (BSG 120mm/h, CRP 14,1mg/dl, Fibrinogen 903mg/dl), der Patient hat subfebrile Temperaturen.

Die Pleurapunktion ergibt ein Exsudat mit wenigen Lymphozyten ohne Nachweis maligner Zellen. Die mikrobiologischen Untersuchungen einschließlich TB-Kultur bleiben negativ.

Es wurde eine Behandlung mit Prednisolon 40mg täglich begonnen, der Patient wurde in leicht gebessertem Zustand entlassen.

Wiederaufnahme des Patienten nach 6 Wochen mit erneutem Pleuraerguss, jetzt teilorganisiert, weiterhin erhöhte Entzündungsparameter. Entscheidung zur Thorakoskopie zum Ausschluss malignen Wachstums. Endoskopisch Bild einer ausgedehnten Pleuritis mit Verwachsungen und stellenweise Verkalkungen. Histologisch Nachweis einer älteren exsudativen, fibrinoid-hämorrhagischen Pleuritis, vorwiegend der Pleura visceralis. Malignes Gewebe wurde nicht gefunden.

Es wurden bei dem Patienten im Verlauf wiederholt Entlastungspunktionen durchgeführt, die klinische Beeinträchtigung durch die Pleuraerkrankung war progredient; die Steroiddosis wurde der klinischen Situation angepasst. Nach ca. 18 Monaten kam es, auch im Rahmen einer Verschlechterung der Grunderkrankung, zu einer schweren Aspirationspneumonie, an der der Patient schließlich verstarb.

Schlussfolgerung: Wir stellen aufgrund Anamnese und Befunden die Diagnose einer durch BS-Aspiration ausgelösten Pleuritis und Pneumonitis; BS gilt als sicheres Kontrastmittel zur Darstellung von Abnormalitäten des Verdauungstraktes. Die Indikation zur Gabe von BS bei neurologischen Erkrankungen wie M. Parkinson mit erhöhter Aspirationsgefahr sollte sehr eng gestellt werden.