Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(1): 16
DOI: 10.1055/s-2005-864774
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Hüftgelenkimplantation: Mit intermuskulärem Zugang schon nach 4 Tagen normales Gangbild

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Publication Date:
08 March 2005 (online)

 

Weniger postoperative Schmerzen für die Patienten, eine frühzeitige Mobilisierung und eine breite Nutzungsmöglichkeit als Standardzugang in der Hüftendoprothetik kennzeichnen den minimalinvasiven anterolateralen intermuskulären Zugang. Er wurde vom Entwickler der Methode, Dr. Heinz Röttinger, bei einem Ortstermin der Orthopädischen Chirurgie München (OCM) in den Sana Kliniken München-Sendling im Dezember 2004 vorgestellt.

Zur Hüftgelenksimplantation mit dem so genannten OCM-Zugang wird der Patient auf einem speziellen OP-Tisch gelagert, so dass das Bein frei beweglich ist, schilderte Röttinger. Ein Assistent ist während der Operation nur damit beschäftigt, das Bein so zu bewegen, dass die Sicht auf das Hüftgelenk frei und die Muskulatur entspannt ist. Der Hautschnitt ist 6-10 cm lang, bei Revisionseingriffen etwas länger. Um zur Gelenkkapsel zu gelangen, werden der M. gluteus medius und der M. tensor fasciae latae zur Seite geschoben (siehe Abb. 1). Intraoperative Röntgenkontrolle ist, so Röttinger, wegen der guten Sicht auf das Operationsfeld nicht nötig. Nach dem Öffnen der Gelenkkapsel wird der Femurkopf durch eine Doppelosteotomie entfernt. Wie beim Standardverfahren wird die Schaftprothese - mit Zement oder ohne - in den Femur eingepasst, die osteoarthrotisch veränderte Pfanne gefräst und das Pfannenimplantat plus Polyethylen-Inlay eingesetzt. Die Operation dauert durchschnittlich 45 Minuten, der Blutverlust beträgt etwa 300 ml. Das Blut wird im Cell-Saving-Verfahren postoperativ reinfundiert. Außerdem ist vor jedem Elektiveingriff an der Hüfte eine Eigenblutspende vorgesehen.

Wegen seiner guten Ergebnisse wurde der OCM-Zugang seit seiner Einführung im März 2003 bereits nach einer 5-monatigen Entwicklungsphase zum Standardzugang für sämtliche Hüfteingriffe, berichtete Röttinger. Da kein Muskel durchtrennt wird, können die Patienten bereits nach wenigen Tagen ohne Krücken laufen. Bis jetzt wurden über 600 Patienten mit diesem Zugangsweg operiert. Selbst fettsüchtige Patienten mit einem Bodymass- Index (BMI) von 43 erhielten ohne Komplikationen ein neues Hüftgelenk.

Der Total Harris Hip Score betrug präoperativ im Durchschnitt 38 (von 100), stieg mit der neuen Methode nach 6 Tagen bereits auf 70, nach 6 Wochen auf 89. Ein halbes Jahr später unterschied er sich mit 92 kaum von einem völlig funktionsfähigen Gelenk. Zum gleichen Zeitpunkt waren die Patienten nach Standard-Hüftgelenkimplantation dagegen mit einem Total Harris Hip Score von 74 weit von einem funktionstüchtigen Gelenk entfernt.

Die Rehabilitation kann ambulant in der OCM-Praxis erfolgen, in der 10 für Teilbereiche des Bewegungsapparats spezialisierte Chirurgen und Orthopäden tätig sind. Durch das Belegarztsystem ist gewährleistet, dass der Patient von der Diagnostik mit digitalisierter Röntgen- und Kernspintomographie an über die Operation, Nachbehandlung und Rehabilitation von dem Arzt seines Vertrauens behandelt wird.