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DOI: 10.1055/s-2005-865425
Neue Methoden und alte Hüte in der Ausbildung
Palliative Care und Palliativmedizin stellen einen Paradigmenwechsel in der Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen dar. Die Aussage: „Das ist sinnvoll, denn das haben wir immer schon so gemacht“ ist durch die Entwicklung der Palliativmedizin und ihre Integration in die Aus- Fort- und Weiterbildung in den vergangenen Jahren zunehmend widerlegt worden. Dieser Paradigmenwechsel erfordert auch im Bereich der Lehre eine kritische Überprüfung alter methodischer und didaktischer Strukturen. Ziel der Ausbildung in Palliative Care und Palliativmedizin ist es, den Auszubildenden Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen zu erschließen. Das vordergründige Erlernen von Techniken oder die hauptsächliche Aneignung von Wissen würden nur unzureichende Prozesse der Um- und Neubewertung des Umgangs mit Leid, Angst, Sterben, Tod und Trauer initiieren. Angestrebte Verhaltensänderungen wie die Stimulation angemessener Reaktionen, die Entwicklung einer schärferen Wahrnehmung menschlicher Probleme, das Entdecken des eigenen Kreativitätspotenzials für die Orientierung in Konfliktbereichen können erst eintreten, wenn die Auszubildenden motiviert werden, sich mit den eigenen Einstellungen auseinanderzusetzen. Dazu gehört ein „Sich Einfühlen in die Gedanken- Lebens- und Symptomweltwelt“ des Patienten in Abgrenzung zu erlernten Standards und auch eigenen Normen und Werten. Aus der Verknüpfung reflektierter Haltung mit Fachwissen in Palliativmedizin erschließen sich häufig die Fähigkeiten und ermutigen zu einem kreativen Handlungsprozess. Die methodische und didaktische Auswahl von Unterrichtsmaterialien muss diesen Anforderungen entsprechen. Darüber hinaus ist das „Lernen am Modell“ von hoher Bedeutung, da die Haltung des Lehrenden im Rahmen der Unterrichtsgestaltung im Sinne einer Vorbildfunktion erkennbar werden muss.