Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 123
DOI: 10.1055/s-2005-865516

Typische palliativmedizinische Behandlungsmuster in den häufigsten Tumorentitäten

W Freier 1, C Schelenz 1, J Papke 1
  • 1Onkologische Schwerpunktpraxis, Hildesheim

Zielsetzung: In den Jahren 2003 und 2004 wurden durch zwei onkologischen Praxen 320 Tumorpatienten in einem palliativmedizinischen Netzwerk betreut. Unter der Hypothese, dass sich in Abhängigkeit zur Grunderkrankung typische Interventionsmuster auch in der Terminalphase finden lassen, wurden die Fälle retrospektiv evaluiert. Methoden: Mittels der Praxissoftwaresysteme Medistar® bzw. Turbomed® wurden die Sterbefälle dieses Zeitraumes ermittelt und diagnosebezogen zu den palliativonkologischen Patienten in Relation gesetzt. Die palliativmedizinisch betreuten Patienten wurden ermittelt. An diesen Patienten wurde, wiederum diagnosebezogen, ermittelt, welche Symptome terminal behandlungsbedürftig waren. Ergebnisse: Im palliativmedizinisch zu betreuenden Patientengut finden sich Patienten mit Mammakarzinom (MC) in ca. 30%, kolorektalem Karzinom (CRK) in ca. 20% und Pankreaskarzinom/Magenkarzinom (PGI) bzw. Bronchialkarzinom (BC) in jeweils ca. 10%. Diese Verteilung unterscheidet sich fundamental von der, der palliativonkologisch zu behandelnden Patienten einer onkologischen Praxis. Dort finden sich MC, CRK und Lymphome in jeweils ca. 30%. Das relative Risiko der Tumorpatienten, eine palliativmedizinische Behandlung zu benötigen ist daher diagnosebezogen stark variabel. Ebenso finden sich typische Unterschiede in der terminal notwendigen symptomatischen Behandlung. Während bei Patienten mit Prostatakarzinom terminal in 70% der Fälle die Schmerztherapie im Vordergrund steht, ist dies beim CRK nur in 25% der Fall. PGI-Tumore führen in ca. 70% zur Notwendigkeit parenteraler Flüssigkeits- und/oder Kaloriengaben, während dies bei CRK nur in weniger als 10% der Fälle notwendig ist. Schlussfolgerung: In Abhängigkeit von der Tumordiagnose kann die Wahrscheinlichkeit einer terminal notwendigen palliativmedizinischen Betreuung und die zu erwartende symptomatische Therapie eingeschätzt werden.