Dtsch Med Wochenschr 2005; 130(14): 906-907
DOI: 10.1055/s-2005-866761
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stressverarbeitung: Bedeutung in der Medizin - Erwiderung Nr. 3

F. Pedrosa Gil
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Publication Date:
30 March 2005 (online)

Dem Leserbrief von Prof. Heine ist zu danken. Er spiegelt das Interesse an den von uns behandelten Fragen wider und gibt weitere Anregungen zu dieser Thematik. Insbesondere die von ihm dargestellte Historie verschiedener Konzepte und „Schulen“ (von Virchow, Rokitansky bis Pischinger u. a.), einschließlich der Diskussion um die „Leib-Seele“-Problematik, ist als sehr fruchtbar anzusehen. Das Fazit seines Leserbriefs „Psyche und Soma laufen .....zusammen. Es gibt keine somatische Krankheit ohne psychische Beteiligung und umgekehrt“, wird in unserem Artikel mit den Hinweisen auf die „Ablösung linear-kausaler Modelle von Integrationsmodellen“ und auf Uexkülls „Bio-psycho-soziales Modell“ aufgegriffen und bestätigend nachvollzogen i. S. des „Wechselspiels von Seele und Leib“.

Allerdings war auch unser Anliegen in der Einleitung zu verdeutlichen, dass eine Vielfalt von „unterschiedlichsten philosophischen Schulen und Richtungen......Modelle“ das Fachgebiet der Psychosomatik umfasst, ohne im Einzelnen eine Wertung vorzunehmen. Ein derart weitgefasstes Spektrum an verschiedenen Meinungen führt „zwangläufig...und direkt in den Problemkreis ganz allgemeiner wissenschaftstheoretischer und philosophischer Fragestellungen“ [2].

Vordergründig war aber eher unser Ziel dem Leser „praxisnah“ und chronologisch neben den letzten Entwicklungen in der „Neurobiologie“ auch das aktuelle Wissen über die Psychopathologie der Stresssyndrome (Stichwort: u. a. PTSD) vorzustellen, einschl. den Indikationen für eine psychotherapeutische Konsultation. Diese dann notwendigerweise folgende Aneinanderreihung von wichtigen Fakten und Daten kann vielleicht den Eindruck erweckt haben, dass hier - mit den Worten des Leserbriefes - in der Tradition der „Humoralpathologie“ gedacht wurde. Dieses lag aber nicht in der Absicht des Autors, wie bereits in der Einleitung dargelegt.

Um mit der Empfehlung von Weizsäckers (1949) zu enden, eine Integration der philosophischen Disziplinen (wie Hermeneutik, Ethik, Epistemologie, Logik, Ontologie sowie Anthropologie) würde sicherlich dazu beitragen, dem „Subjekt“ Eingang in die Medizin zu verschaffen. Damit würde ein „Typus Arzt“ entstehen, der „philosophisch wachsam und verfolgt die Theorien und Modelle der Grundlagenwissenschaftler kritisch unter dem Aspekt ihrer Folgen für eine humane und ökologisch verantwortungsbewusste Medizin....d. h. er nimmt Stellung zu den Entwicklungen und den Entscheidungen der Politiker, die Leben und Gesundheit tangieren“ [1].

Die im Leserbrief erwähnte Auseinandersetzung mit den verschiedenen philosophischen, anthropologischen und medizinhistorischen Konzepten ist von großer Bedeutung für unser Fachgebiet, diese bedarf also weiterer intensiver Diskussion.

Literatur

  • 1 von Uexküll T. Vom Funktionskreis- zum Situationskreiskonzept. Berlin/Heidelberg/New York In: Soziopsychosomatik, Hrsg. W. Söllner et al 1989
  • 2 Wesiak W. Psychosomatische Medizin gestern und heute - eine Einführung,. Berlin/Heidelberg In: Entwicklungstendenzen in der Psychosomatischen Medizin, Hrsg. v. W. Wesiack 1988
  • 3 von Weizsäcker V. (1927): Über Medizinische Anthropologie, in: Gesammelte Schriften 5, (1949): Psychosomatische Medizin, in: Gesammelte Schriften 4. Hrsg. v. P. Achilles et al., Frankfurt a.M 1986

Dr. med. F. Pedrosa Gil

Komm. Leiter der Psychosomatischen Beratungsstelle und Ambulanz , Medizinische Klinik - Klinikum Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität, Pettenkoferstraße 10

80336 München

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