Dtsch Med Wochenschr 2005; 130(14): 908
DOI: 10.1055/s-2005-866762
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Osteoporose bei Patienten unter oraler Antikoagulantien-Therapie

Zum Beitrag in DMW 50/2004E. Jungmann
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 March 2005 (online)

Die Frage nach der Verursachung von Osteopenie oder Osteoporose durch eine orale Antikoagulantien-Therapie wird in der täglichen Praxis häufig gestellt. Liebig et al. [1] berichten über eine erhöhte Rate von Osteopenie und Osteoporose bei 30 Patienten unter oraler Antikoagulation im Vergleich zu 30 gleichaltrigen Personen ohne schwerwiegende Erkrankungen. Der fehlende Einfluss der Behandlungsdauer auf die Häufigkeit des Nachweises einer Knochendichteminderung - soweit die kleine Patientenzahl diese Aussage überhaupt erlaubt - spricht gegen einen unmittelbaren Einfluss der oralen Antikoagulation selbst auf den Knochenbefund. Beachtet werden muss jedoch die klinische Alltagsbeobachtung, zu der in der Gießener Studie keine Angaben gemacht werden, dass vor allem bei älteren und damit Osteopenie- oder Osteoporose-gefährdeten Patienten unter oraler Antikoagulation eine verminderte körperliche Aktivität auffällig oder nachweisbar ist, verursacht durch die zur Antikoagulation führenden Grunderkrankung, aber auch aus Angst vor Verletzungen. Das Kontrollkollektiv der Gießener Studie bestand aus Personen ohne schwerwiegende Erkrankungen anstelle von Patienten mit vergleichbar schwerwiegenden Erkrankungen, aber ohne orale Antikoagulation. Körperliche Inaktivität ist ein lehrbuchmäßiger Pathomechanismus für die Entwicklung von Osteoporose oder Osteopenie, was möglicherweise die Diskussion als sogar irreleitend entbehrlich machen könnte, inwieweit eine orale Antikoagulation selbst in den Osteometabolismus negativ eingreifen können.

Die besondere klinische Bedeutung der Gießener Beobachtung liegt daher eher darin, dass die klinische Aufmerksamkeit stärker auf Patienten mit oraler Antikoagulation als ein weiteres wichtiges Risikokollektiv für die viel zu oft vernachlässigte Volkskrankheit Osteoporose gerichtet wird. Das sollte dazu führen, dass bei Patienten mit oraler Antikoagulation vermehrt nach Hinweisen auf verminderte Knochendichte gesucht wird, zumal in diesen Fällen die osteoporotische Fraktur eine besondere Gefahr bedeutet.

Literatur

  • 1 Liebig S, Stracke H, Nees M, Kemkes-Matthes B. Osteoporose bei Patienten unter oraler Antikoagulantien-Therapie.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 2707-2710

Prof. Dr. med. Eckart Jungmann

St. Vinzenz-Hospital Rheda-Wiedenbrück

St.-Vinzenz-Straße1

33378 Rheda-Wiedenbrück

Phone: 05242/591350

Fax: 05242/591356

Email: ProfEJungmann@aol.com