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DOI: 10.1055/s-2005-866883
Tagungsbericht über die 51. Jahrestagung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin in Dresden 16. - 19.3.2005
Thema: Körper und EmotionReport on the 51st Annual Conference of the German College of Psychosomatic Medicine, Dresden, March 16. - 19. 2005Topic: Body and EmotionsPublication History
Eingegangen: 25. März 2005
Angenommen: 10. April 2005
Publication Date:
09 June 2005 (online)
Das Tagungsprofil der Jahrestagung wurde vom Vorstand des DKPM neu konzipiert. An erster Stelle stand die Aufgabe, für die Psychotherapieforschung, die bei der SPR und in verschiedenen spezialisierten Workshops etabliert ist, im DKPM eine Plattform zu schaffen. Es zeigte sich, dass die Resonanz bei den Teilnehmern und die Diskussion der wissenschaftlichen Beiträge sowohl im Bereich der störungsorientierten Psychotherapie als auch der Outcome- und Prozessforschung besonders anregend verlief. Das Spektrum der Versorgungsforschung wird weiterhin bestimmt durch die Dominanz der Rehabilitationsforschung. Die Qualitätssicherung der integrierten Versorgung wird eine neue Herausforderung darstellen. Nachholbedarf besteht zur Versorgungsforschung in Akutkliniken. Die State-of-the-art-Vorträge zur Gruppentherapie, Paar- und Familientherapie, körperorientierte Psychotherapie, Kunst- und Musiktherapie ergab ein beeindruckendes Spektrum wissenschaftlicher Ergebnisse.
Ebenfalls in State-of-the-art-Vorträgen wurden die Kernbereiche der Psychosomatik Psychoonkologie, Psychokardiologie, Psychodermatologie, psychsomatische Frauenkrankheiten sowie Sexualmedizin in die erste Reihe gerückt. Auch hier erwies sich die Interdisziplinarität von psychologischen und ärztlichen psychosomatischen Forschungen, die in etwa gleich verteilt waren, als fruchtbar. Auch bei der Zahl der Abstracteinreichungen wurde mit 240 wissenschaftlichen Vorträgen ein Rekordergebnis erreicht. Die Veröffentlichung der Abstracts erfolgt weiterhin in der PPmP (Heft 2). Nach Quantität und Qualität der eingereichten Abstracts standen die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Somatisierungsstörungen, Schmerzstörungen, Essstörungen, Transplantationsmedizin, Psychokardiologie und Psychoonkologie im Mittelpunkt.
Neue Felder wie Prävention sowie Ausbildungsforschung konnten nachweisen, dass hier für die Zukunft des DKPM bedeutsame wissenschaftliche Bereiche erschlossen wurden. Auch wurde deutlich, wie die Zusammenarbeit mit der Medizinischen Psychologie besonders in den Feldern der Ausbildungsforschung und auch Psychoonkologie traditionell gut funktioniert. Durch die Symposien wurde auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Verhaltensmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung ausgebaut.
Das Leitthema Körper und Emotion wurde zum einen der Verbindung von Psychotherapieforschung, psychosomatischer Anwendungsforschung und spezialisierter Psychosomatik, zum anderen der Grundlagenforschung gewidmet. Die renommierten Referenten Panksepp, Lane und Phillips konnten in ihren neurobiologischen Grundlagenreferaten zur Emotionsregulation den aktuellen Stand aus ethologischer, neurobiologischer und störungsorientierter Sicht darstellen. Insbesondere die Bedeutung der Emotions-, Bindungs- und Mentalisierungsforschung für die Somatisierungsstörungen wurde in mehreren Symposien vertieft. Traditionelle Forschungsfelder wie Psychophysiologie, Psychoimmunologie wurden ergänzt durch neue innovative Ansätze z. B. zur Emotionspsychologie und Neurobiologie des Riechens.
Zur Thematik des Körpererlebens, Körperbildes und Körperselbst wurden die in der Dresdner Körperbildwerkstatt erarbeiteten Grundkonzepte und diagnostischen Zugangswege sowohl in Form mikroskopischer Analysen als auch globaler Einschätzungsprozeduren dargestellt.
Der traditionsreiche Roemer-Preis wurde den aktuellen Forschungsprofilen Neurobiologie sowie klinischen Anwendungsinstrumenten gerecht und an die Herren Gündel (München) und Löwe (Heidelberg) übergeben. Neu geschaffen wurde der A. E.-Meyer-Preis zur Psychotherapieforschung, den Herr Zielke für seine Arbeiten zur Psychotherapieversorgungsforschung erhielt.
Für die weiteren DKPM-Tagungen ist diese Dreiteilung von Psychotherapieforschung, psychosomatischen Kernbereichen und Grundlagenforschung, kombiniert mit aktuellen Interessenschwerpunkten des Veranstalters, ein festes Profil der modernen Psychosomatik, in dem jeder Nachwuchswissenschaftler seine spezielle Orientierung finden kann.
Durch die Arbeitsgruppen, welche jeweils für drei Jahre gewählt werden, ist eine Synergie entstanden, die als Zielrichtung die Kooperationsverbesserung und Gründung multizentrischer Studien hat. Neben Arbeitsgruppen mit hoher Konstanz wie die Psychokardiologie sind hier vor allem die Essstörungen, die Ausbildungsforschung, die Untersuchung der Arzt-Patient-Beziehung als traditionelle produktive Forschungsarbeitsgruppen zu nennen.
Im aktuellen Plenum konnte das Thema Arbeit und Gesundheit durch die Verbindung von Psychosomatik mit Sozialmedizin, Arbeitspsychologie, Arbeitsmedizin und Public Health mit dem gemeinsamen Aufgabenbereich der Gesundheitspsychologie und -förderung aufgegriffen werden. Die Vielzahl der gesellschaftlich aktuellen Themen, mit denen sich die Psychosomatik auseinanderzusetzen hat, wurde durch die Nachbarwissenschaften mit einer Fülle von empirischen Daten im Hinblick auf die psychosozialen Faktoren bei Chronifizierungsprozessen psychischer Krankheiten untersetzt.
Der letzte Tag der DKPM-Tagung gehört der generalistischen Psychosomatik und integrierten Medizin. Die Medizinerausbildung, Sozialisation des Arztes und das Arztbild angesichts der existierenden Belastungsprofile des Arztes wurden in einer lebendigen Begegnung von Studenten mit dem Qualitätsmanagement und dem Präsidenten der Landesärztekammer vorgestellt. Die Aufgaben der integrativen Medizin wurden aufgespannt zwischen der Anwendung der psychosomatischen Medizin am Beispiel der chirurgischen Praxis, erweitert durch das Thema der ethischen Herausforderungen in der heutigen Medizin und schließlich abgeschlossen mit der Sicht des Patienten, verkörpert von Christa Wolf mit der Thematik „Leibhaftig”.
Angesichts der dargestellten Themenvielfalt können letztlich das Tätigkeitsfeld des psychosomatischen Therapeuten sowie die Aufgabenfelder der Psychotherapie in der Medizin eine Identität gewinnen. Ein Profil, das für den werdenden ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten und Forscher ein attraktives Berufsbild abgibt.
Peter Joraschky
Für den Vorstand des DKPM
Prof. Dr. Peter Joraschky
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Email: peter.joraschky@mailbox.tu-dresden.de