Allergie oder Vergiftung?

Fall 1

Ein Ehepaar (Mann 51 Jahre, Frau 48 Jahre) präsentierte sich in der Notaufnahme des regionalen Krankenhauses, weil beiden beim jeweiligen Partner eine deutliche, vorher nicht bestehende, Gesichtsrötung aufgefallen war. Bei der Ehefrau hatte sich zusätzlich ein Taubheitsgefühl beider Unterschenkel entwickelt. Weitere Symptome bestanden zu diesem Zeitpunkt nicht. Das Ehepaar war direkt aus einem Restaurant in die Klinik gekommen, wo es etwa 90 min zuvor Suppe, Butterfisch und Reis verspeist hatte. Anamnestisch konnten keine Vorkrankheiten ermittelt werden. Allergien waren beiden nicht bekannt.

Bei der körperlichen Untersuchung zeigten beide Patienten eine flammende Hautrötung, die sich vom Gesicht über den Hals auf den gesamten Stamm ausgebreitet hatte. Während der körperlichen Untersuchung traten beim Ehemann Bauchkrämpfe und heftiger Stuhldrang auf. Die Patientin wies einen erniedrigten Blutdruck und eine leichte Tachykardie auf. Beim Ehemann konnte ebenfalls ein niedriger Blutdruck von 105/75 gemessen werden; die Herzfrequenz betrug 104/min. Die pulsoxymetrische Sättigung lag bei beiden Patienten im Normbereich.

Da eine allergische Reaktion bei beiden eher unwahrscheinlich war, wurde unter der Verdachtsdiagnose einer Histaminreaktion durch Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel ein Antihistaminikum jeweils intravenös verabreicht. Zwei Stunden nach dieser Injektion waren die Hautrötung, das Taubheitsgefühl und die Bauchschmerzen verschwunden und auch der Blutdruck hatte sich bei beiden Patienten normalisiert. Daher konnten sie nach weiteren zwei Stunden Beobachtung nach Hause entlassen werden.

Literatur

• 1 Lehane L, Olley J. Histamine (Scombroid) Fish Poisoning - a review in a risk-assessment framework. Canberra; National Office of Animal and Plant Health 1999 im Internet: www.affa.gov.au/corporate_docs/publications/pdf/animalplanthealth/chief_vet/histamine.pdf