Pneumologie 2005; 59 - 32
DOI: 10.1055/s-2005-867179

Überprüfung des passiven Patientenverhaltens unter Beatmung mit Druckvorgabe bei erschöpfter Atempumpe

J Kerl 1, M Wenzel 1, D Köhler 1
  • 1Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, Schmallenberg

Einleitung: Zur Erschöpfung der Atempumpe kann es auf verschiedenen Wegen kommen. Krankheitsbilder wie z.B. OHS, Skoliose, Polio- oder Tuberkuloseinfektion können zu einer Erschöpfung der Atempumpe und damit verbundener chronisch ventilatorischer Insuffizienz führen. Dies stellt eine Indikation für eine kontrollierte Beatmung dar. Die Atemarbeit soll dabei vollständig auf das verwendete Beatmungsgerät verlagert werden. Dazu muss der Patient lernen, seine Spontanatemtätigkeit während der maschinellen Beatmung einzustellen. Es werden zwei Methoden vorgestellt, die eine unmittelbare Beurteilung des passiven Patientenverhaltens unter Beatmung mit Druckvorgabe (BiPAP-Therapie) erlauben. Methoden: Methode 1 (Sequenzanalyse, SA) erfordert eine kardiorespiratorische Polygraphie mit synchroner maskennaher Druckmessung. Es wird die zeitliche Abfolge von Druckumschaltung des Therapiegerätes und Beginn der Ein- bzw. Ausatmung anhand der Effortsignale bestimmt. Methode 2 (Pneumoflow-Analyse, PA) erfordert eine Flowmessung mit dem Pneumocontrol Sensor des Pneumoflow Druckwandlers (MAP, Martinsried). Hier wird die fehlende Druckkompensation dieses Flowsensors genutzt, um eine passive Beatmungssituation von einer phasengleichen aktiven Mitatmung zu unterscheiden. Ergebnisse: Die SA fokussiert auf den Beginn der Einatmung nach Umschaltung des Therapiegerätes von EPAP auf IPAP sowie auf den Beginn der Ausatmung nach Umschaltung von IPAP auf EPAP. Liegen Beginn von Ein-/Ausatmung vor den Druckumschaltzeitpunkten, so ist die aktive Beteiligung des Patienten an der Atemarbeit gesichert festgestellt. Liegen sie nach den Druckumschaltzeitpunkten, so ist ein passives Verhalten des Patienten unter Beatmung höchst wahrscheinlich, jedoch nicht sicher nachgewiesen. Die PA konzentriert sich auf Richtung des Flowsignals. Durch die fehlende Druckkompensation wird die absolute Druckänderung stets auf das Flowsignal übertragen und überlagert dieses sehr stark. Verhält sich der Patient passiv, so erscheint dieses Drucksignal im Flowkanal stets als positiver Ausschlag der Flowkurve. Atmet der Patient sehr stark mit, so wird das Drucksignal als negativer Ausschlag der Flowkurve dargestellt. Je nach Anteil und Zeitpunkt der aktiven Atemaktion gibt es dann verschiedene Übergänge zwischen positiven und negativen Ausschlägen dieser Druckkurve im Flowkanal. Diskussion: Die Methoden der SA und der PA sind sehr einfach mit im Schlaflabor üblichen Mitteln durchzuführen. Gegenüber anderen Methoden zur Überprüfung des passiven Patientenverhaltens unter BiPAP-Therapie, wie z.B. Ösophaguskatheter, ergibt sich eine hohe Akzeptanz der Patienten. Die SA ist eine schnell erlernbare Methode, die jedoch Schwächen im Bereich des Nachweises Geräte-synchroner Aktivatmung aufweist. Die PA erfordert relativ viel Übung bei der Signalinterpretation, kann jedoch bei paralleler Anwendung mit der SA genau die Schwäche der SA kompensieren und so zu einer zuverlässigen Einschätzung des aktiven Atemanteils beitragen.