Pneumologie 2005; 59 - 33
DOI: 10.1055/s-2005-867180

Physiologische Phänotypen der obstruktiven Schlafapnoe

S Canisius 1, H Schneider 2
  • 1Klinik der Philipps-Universität Marburg, Klinik für Innere Medizin – SP Pneumologie, Schlafmedizinisches Labor, Marburg, Germany
  • 2Division of Pulmonary Medicine, Johns Hopkins University, Baltimore, MD, U.S.A.

Die phänotyische Ausprägung schlafbezogener Atmungsstörungen unterscheidet sich zwischen Frauen und Männern deutlich voneinander. So zeigen Frauen weniger häufig obstruktive Apnoen im stabilen NREM-Schlaf als Männer, wohingegen das UARS (upper airway resistance syndrome) vornehmlich bei Frauen auftritt. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Funktionalität der oberen Atemwege und der Aufweckbarkeit aus dem Schlaf wurden nachgewiesen, es ist jedoch möglich, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in den atemphysiologischen Reaktionen auf eine obere Atemwegsobstruktion existieren.

Bei einer nach Alter und Gewicht angeglichenen Gruppe von Männern (n=9) und Frauen (n=9) ohne Schlafapnoe induzierten wir eine pharyngeale Obstruktion der oberen Atemwege während stabilen NREM Schlafs. Der dabei gemessene mittlere inspiratorische Atemfluss wurde zur Einteilung in drei Schweregrade der oberen Atemwegsobstruktion genutzt, je nach dem ob der mittlere inspiratorische Fluss bei 175–225ml/s (leicht), 125–175ml/s (mittel) oder bei 75–125ml/s (schwer) lag.

Während der Duty Cycle (TI/TTOT) bei beiden Geschlechtern gleich stark anstieg, zeigte die Gruppe der Frauen einen stärkeren Anstieg der Atemfrequenz bei allen Graden der Flusslimitation (p<0,05). Diese stärkere Reaktion der Atemfrequenz bei Frauen führte zu einem deutlicheren Abfall der alveolären Ventilation verglichen mit der Gruppe der Männer (p<0,05), insbesondere bei leichter und mittlere pharyngealer Obstruktion.

Diese Ergebnisse zeigen, dass der Duty Cycle (TI/TTOT) und die Atemfrequenz zwei unabhängige, physiologische Kenngrößen sind, welche die alveoläre Ventilation in Phasen pharyngealer Obstruktion beeinflussen. Die Atemfrequenz und der Duty Cyle stellen somit zwei physiologische Phänotypen dar, die Unterschiede in der Ausprägung von schlafbezogenen Atmungsstörungen zwischen den Geschlechtern erklären kann.