Rofo 2005; 177 - RK_205_3
DOI: 10.1055/s-2005-867283

Protonen-MRT der Lunge: Infiltrative Veränderungen

J Biederer 1
  • 1Uniklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Klinik für Diagnostische Radiologie, Kiel

Mit schnellen Pulssequenzen ist die MRT geeignet, infiltrative Lungenerkrankungen mit hoher Sensitivität nachzuweisen. Ziel des Kurses ist, geeignete Protokolle für marktübliche Geräte vorzustellen und das Spektrum der Indikationen zu diskutieren.

Beim Nachweis frischer Infiltrate sind T2-gewichtete Sequenzen den T1-gewichteten deutlich überlegen. Narbige Residuen oder Fibrose sind hingegen mit mäßiger Signalintensität auch in T1-Wichtung nachweisbar. Für Hochfeld-Geräte (1,0–1.5T) werden schnelle, T2-gewichtete Spinechosequenzen in Atemanhaltetechnik empfohlen (T2-FSE, z.B.: T2-HASTE, MT-STIR, Akquisitionszeit TA ca. 20s). Zur Darstellung des Mediastinums und der Thoraxwand kann das Protokoll um atemgetriggerte T2-FSE Sequenzen mit höherer räumlicher Auflösung erweitert werden (Atemgurt oder Navigatortechnik, TA 5–8min.). An Niederfeld-Geräten (0,2–0,6 T) haben sich T1/T2-gewichtete Steady State Free Precession-Sequenzen (SSFP) in 2D- oder 3D-Technik als geeignet erwiesen. Genutzt werden offene Geräte, die besonders zur Untersuchung von Kindern geeignet sind. Von Vorteil sind prinzipiell geringere Suszeptibilitätsartefakte, nachteilig sind die bei der Niederfeld-MRT begrenzte anatomische Abdeckung und längere Untersuchungszeiten (2–10s pro Schicht) sowie die Anfälligkeit der SSFP-Sequenzen für off-resonance Artefakte (Zebralinien), die kleine Befunde maskieren können.

Erfahrungen mit beiden Geräteklassen liegen für Patienten mit Mucoviscidose, Pneumonie, Lymphangiosis carcinomatosa, M. Wegener u.a. Erkrankungen vor. Als Schnittbildtechnik ist die MRT der Lunge der Röntgenübersichtsaufnahme im Nachweis und der Lokalisation pneumonischer Infiltrate überlegen, erreicht aber nicht die Leistungsfähigkeit eines modernen Mehrzeilen-Spiral-CT. Sowohl für Hochfeld- als auch Niederfeld-MRT wird empfohlen, das Untersuchungsprotokoll um schnelle T1-gewichtete Gradientenechosequenzen zu ergänzen, die zum Nachweis kleiner solider Herdbefunde oder solider Anteile innerhalb der Infiltrate geeignet sind.

Lernziele:

Zur Untersuchung infiltrativer Lungenerkrankungen mittels MRT stehen geeignete Protokolle sowohl für Geräte mit hoher als auch mit niedriger Feldstärke zur Verfügung. Die entsprechenden Parameter sind an vorhandenen Geräten ohne großen Aufwand einzurichten. Hiermit steht für Wissenschaft, Gutachten, Screening, häufige Verlaufskontrollen oder die Untersuchung Schwangerer und Kinder eine wertvolle Alternative zu Röntgen und CT zur Verfügung.

Korrespondierender Autor: Biederer J

Uniklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Klinik für Diagnostische Radiologie, Arnold-Heller-Strasse 9, 24105, Kiel

E-Mail: juergen.biederer@rad.uni-kiel.de