Rofo 2005; 177 - RK_301_2
DOI: 10.1055/s-2005-867334

Perkutane bildgebungsgesteuerte Verhaltentlastung

H Berger 1
  • 1Klinikum Rechts der Isar, TU München, Interventionelle Radiologie, München

Einleitung

Die präzise Lokalisation und exakte Organ- bzw. Kompartimentzuordnung umschriebener Verhaltbildungen durch moderne Schnittbildverfahren und Sonographie ermöglicht den gezielten Einsatz dieser Verfahren zur therapeutischen Entlastung über eine perkutan geführte Punktion bzw. Drainage. Von größter klinischer Bedeutung sind diese Verfahren im Indikationsgebiet postoperativer und vor allem postoperativ septischer Verhaltbildungen, da hierbei die entscheidenden Vorteile der minimalinvasiven Vorgehensweise zum Tragen kommen. Der Indikationsbereich umfasst die primär kurativ Therapieoption wie auch das therapeutische Splitting als Kombinationsverfahren mit operativen Revisionen.

Bildgebung/Zugangsplanung

Von großer Bedeutung sowohl hinsichtlich der Diagnostik wie auch der Durchführung des perkutanen Drainageeingriffs ist die exakte Bildgebung mittels US, CT und Kontrastmitteldarstellung enteraler oder biliärer Strukturen, da sich bezüglich der Erkrankungsursache, der Zugangsplanung und der instrumentellen Technik wichtige Informationen ableiten lassen: Auswahl der Interventionsführung (CT,US), Planung des Zugangsweges, Punktions- oder Drainage-entlastung, Trokar- oder Seldinger-Technik, Viskositätsabschätzung, Vorliegen von Gewebssequester, enterische oder pancreatico-biliäre Fisteln.

Die methodischen Vorteile der Bildgebung durch US oder CT sollte für die Verfahrenswahl zur Punktion genutzt werden. Richtlinien hierzu sind die sichere Zugangsplanung, die visuell kontrollierte Punktionsführung, die Nachbarschaft von Hohlorganen bzw. vaskuläre und neurale Leitstrukturen und Artefaktstörung.

Punktionstechnik

Patientenvorbereitung: Überprüfung der Gerinnungsparameter, ggf. antibiotische Begleittherapie, ausreichende lokale und systemische Analgisierung. Kriterien der Verhaltlokalisation und Größe sind zur Planung der Punktionstechnik zu berücksichtigen: Trokar- vs. Seldinger-Technik. Addit. Röntgendurchleuchtung bei komplexen Drainageeingriffen.

Drainagen: Single-Lumen- und Double-Lumen-Katheter in variabler Größe und Konfiguration.

Katheternachsorge

Die Katheternachsorge beginnt mit der Evakuierung der Verhaltbildung. Die Spülung der Höhle erst nach vollständiger Evakuierung, um eine intrakavitäre Druckerhöhung und konsekutive Gefahr der Dissemination zu vermeiden. Zu Beginn ist ein geringer Sog vorteilhaft, durch permanente Spülung wird einer Katheterokklusion vorgebeugt. Qualität und Quantität der Aspiration und der Spülung ergeben Hinweise auf Fistelkommunikationen.

Klinische Beispiele

Parenchymatöse Organe bei primär septischen oder postoperativen Verhaltbildungen (Leber,Milz,Pankreas).

Modifikationen der Technik bei cholangitischen Abszessen und komplexen Pankreasretentionen (Pseudozysten, Abszesse, Nekrosen).

Abdominelle Verhaltlokalisation mit Fistel-Management, Beckenregion mit differenzierter Zugangsplanung,

Thorak. Verhalt:mediastinal,pleural,intrapulmonal

Lernziele:

Statistische Evaluation,Literatur

An zwei prospektiv geführten Kontrollstudien mit über 300 Patienten wird eine Analyse hinsichtlich Prognoseparametern, operativen Revisionseingriffen, methodischen Komplikationen und Mortalitätsfaktoren dokumentiert.

Korrespondierender Autor: Berger H

Klinikum Rechts der Isar Techn. Univ. München, Interventionelle Radiologie, Ismaningerstr. 22, 81675, München

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