Rofo 2005; 177 - VO_3025
DOI: 10.1055/s-2005-867608

Nachweis struktureller Veränderungen im anterioren Gyrus cinguli bei Alexithymie

L Scheef 1, R Conrad 1, F Jessen 1, H Tschampa 1, C Kuhl 1, R Liedtke 1, HH Schild 1
  • 1Radiologische Universitätsklinik, MRT, Bonn

Ziele: Alexithymie, wörtlich ’das Fehlen von Worten für Emotionen’, bezeichnet eine Störung in der Verarbeitung emotionaler Reize. Obgleich des Konstrukt ursprünglich entwickelt wurde um häufige Charakterzüge psychosomatischer Patienten zu beschreiben, konnte die Relevanz dieses Konzepts für verschieden psychiatrische Störungen gezeigt werden. Zur Zeit wird angenommen, dass der Gyrus cinguli eine der Schlüsselstrukturen für die Neurobiologie der Alexithymie darstellt. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob sich hirnmorphologische Änderungen nachweisen lassen, die diese Annahme unterstützen. Methode: Es wurden 45 Personen untersucht, von denen -gem. TAS20–30 niedrig alexithym und 15 hochgradig alexithym eingestuft wurden. Beide Gruppen waren bzgl. Alter und Geschlecht parallelisiert. Bildgebung: 3D FFE, TE/TR/FLIP=3.6/12.3/10, 1.5 Tesla Philips Intera Die Daten wurden unter Verwendung eines optimierten VBM-Protokolls vorverarbeitet und hinsichtlich lokaler Unterschiede in der grauen Substanz (GM) untersucht. Hierzu wurde ein 2×2 faktorielles Design mit den Faktoren Geschlecht und Alexithymie verwendet. Alter und Geschlecht wurden als Kovariaten in die Analyse mit aufgenommen. Ergebnis: Die Analyse ergab ein Alexithymie-assoziertes reduziertes Volumen der GM im hinteren Anteil des Gyrus cinguli (ACC) sowie dem angrenzenden medialen frontalen Kortex(p<0.05 korrigiert). Die lokale GM-Abnahme korrelierte mit den TAS20-Werten. Effekte im Bereich des subcorticalen Anteils des limbischen Systems waren auch nach Senkung des Signifikanzniveaus auf p<0.05 unkorrigiert nicht nachweisbar. Schlussfolgerung: Diese Studie konnte erstmals eine Abnahme der GM im ACC bei Alexithymie belegen. Wie die Korrelation mit dem TAS20 zeigt sind die morphologischen Veränderungen im ACC abhängig von der Ausprägung der Alexithymie. Die Befunde zeigen die zentrale Bedeutung des ACC für die Verarbeitung emotionaler Reize und unterstützen die Hypothese eine ACC-Defizits bei vorliegende Alexithymie.

Korrespondierender Autor: Scheef L

Radiologische Universitätsklinik, MRT, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105, Bonn

E-Mail: Lukas.Scheef@ukb.uni-bonn.de