Rofo 2005; 177 - VO_3026
DOI: 10.1055/s-2005-867609

Differenzialdiagnose unklarer neurologischer Störungen bei immunsupprimierten Patienten unter Cyclosporin-Therapie

S Gourtsoyianni 1, HJ Michaely 1, S Wagner 1, S Schoenberg 1, M Reiser 1
  • 1Klinikum der Universität München – Großhadern, Institut für klinische Radiologie, München

Ziele: MR-Diagnostik von ZNS-Pathologien bei Patienten mit unklaren neurologischen Störungen unter Cyclosporin-Therapie. Methode: 5 Patienten unter Hochdosis-Cyclosporin-Therapie nach einer Knochenmarkstransplantation wurden wegen eines akut aufgetretenen Krampfanfalles untersucht. Es fanden sich in der Liquorpunktion keine Infektionszeichen. Eine MRT-Untersuchung des Gehirns wurde auf einem 1.5 Tesla MR System (Magnetom Sonata, Siemens Medical Solutions) innerhalb von 12 Stunden nach dem Krampfanfall mit einem standardisierten Protokoll unter Verwendung einer axialen T1w, T2w, EPI-Spinecho-Diffusion, T2*w und koronare FLAIR sowie nach Kontrastmittelgabe mit einer axialen und koronaren T1w Sequenz durchgeführt. Ergebnis: Bei 3 Patienten war die MRT-Untersuchung unauffällig. Bei 2 Patienten konnte die FLAIR Sequenz eine rein subkortikale Signalanhebung beidseits im Lobus occipitalis, Lobus parietalis sowie in den Kleinhirnhemisphären nachweisen mit einer charakteristischen Ausdehnung entlang der U-Fasern. Die Diffusion war jeweils negativ. Es fand sich keine pathologische Kontrastmittelanreicherung. Eine Verlaufskontrolle nach 7, 14 und 28 Tagen zeigte in beiden Fällen eine weitgehende bis völlige Regression der subkortikalen Veränderungen ohne Nachweis einer KM-Aufnahme und die Diagnose „Posterior Reversible Encephalopathy Syndrome“ (PRES) wurde gestellt. Schlussfolgerung: Bei immunsupprimierten Patienten unter Cyclosporin-Therapie mit akuter neurologischer Symptomatik sollte differenzialdiagnostisch an PRES gedacht werden. Die FLAIR Sequenz weist die subkortikalen hyperintensen Veränderungen als Ausdruck einer reversiblen Vasokonstriktion am sensitivsten nach. Die Diffusions- und kontrastverstärkte Bildgebung sind in den meisten Fällen negativ und somit entscheidend für die Differenzialdiagnose.

Korrespondierender Autor: Gourtsoyianni S

Klinikum der Universität München – Großhadern, Institut für klinische Radiologie, Marchioninistraße 15, 81377, München

E-Mail: sofia.gourtsoyiannis@med.uni-muenchen.de