Ziele: Komplexe urogenitale Fehlbildungen, die das äußere Genitale nicht einbeziehen, manifestieren sich häufig erst postmenarchal durch zunehmende, häufig obstruktionsbedingte Beschwerden. Wir berichten über das diagnostische Prozedere anhand eines typischen Falles und geben einen Überblick über die Empfehlungen des ACR zur „Appropriateness“ apparativer Untersuchungsverfahren. Methode: Eine 15jährige Adolezentin mit Zyklus regularis wurde ein Jahr postmenarchal konsiliarisch vorgestellt unter dem Verdacht einer Ovarialzyste mit Unterleibsbeschwerden. Zur Abklärung erfolgten: körperliche Untersuchung (Pubertätsstadien nach Tanner), genitale/vaginale Inspektion, Transabdominal-Sonographie (5 bzw. 7,5MHz), MRT des Abdomens (1.5T) inclusive MR-Urographie, endoskopische Exploration der Vagina und Bauchhöhle. Ergebnis: Bei eingeschränkt durchführbarer klinisch-gynäkologischer Untersuchung wurde abdominalsonographisch der Verdacht auf einen Adnextumor DD Uterusfehlbildung mit einseitiger Nierenagenesie gestellt mit dem Leitbefund eines 16cm großen, zentral im Abdomen gelegenen zystischen Tumors. Erst die MRT des Abdomens erlaubte die Zuordnung des Befundes zu einem Hämatokolpos bei Uterus duplex. Intraoperativ zeigte sich zusätzlich eine einseitige Hämatosalpinx. Die MR-Urographie bestätigte die einseitige Nierenagenesie. Schlussfolgerung: Bei urogenitalen Fehlbildungen ist die Sonographie richtungsweisend, die anschließende MRT ermöglicht eine präzise Organdiagnostik bei ausgedehnten Befunden ohne Strahlenbelastung. Zum Ausschluss begeleitender Nierenfehlbildungen ist die MR-Urographie der iv-Pyelographie vorzuziehen. Die primäre operative intervention erfolgt zeitnah unter diagnostischer wie therapeutischer Indikation.
Korrespondierender Autor: Bock KH
Philipps-Universität Marburg, Senologische Diagnostik, Pilgrimstein 3, 35033, Marburg
E-Mail: bock@med.uni-marburg.de
Schlüsselwörter
Urogenitale Fehlbildung - Abdominalsonographie - MR-Urographie - Appropriateness-Criteria