Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(2): 148-149
DOI: 10.1055/s-2005-868448
Orthopädie aktuell

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Postoperatives Weichteilmanagement nach Hallux valgus - Schutz vor Korrekturverlust durch externe elastische Fixation

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Publication Date:
29 April 2005 (online)

 

Dr. Kerstin Stauner

Der Hallux valgus ist definiert als die laterale Abweichung der Großzehe im Grundgelenk. Er stellt in der modernen Fußchirurgie die am häufigsten behandlungsbedürftige Entität dar. Es handelt sich um eine Deformität und Funktionsstörung des wichtigen ersten Fußstrahles, über den in aller Regel etwa 40% der Mittel- und Vorfußbelastung abgewickelt wird.

Zur Behandlung des Hallux valgus stehen zahlreiche operative Verfahren zur Verfügung. In den letzten 100 Jahren wurden mehr als 150 Operationsmethoden entwickelt und publiziert. In unserer Klinik werden jährlich über 200 Vorfußkorrekturen durchgeführt.

Im Wesentlichen unterscheidet man je nach Ausprägungsgrad der Fehlstellung sowie Kongruenz im Metatarsophalangealgelenk (MTP) drei verschiedene Korrekturprinzipien:

1. Bei inkongruentem MTP-Gelenk mit Intermetatarsalewinkel über 11°: die basisnahe Metatarsale-I-Korrektur-Osteotomie mit distalem Weichteileingriff (laterales Kapselrelease und mediale Raffung der Grundgelenkskapsel unter Einbeziehung der Abductor hallucis-Sehne.

2. Bei kongruentem MTP-Gelenk: Prinzip der subkapitalen Osteotomien.

3. Die diaphysären Osteotomien (z.B. Scarf) als Kompromiss zwischen 1 und 2. Eine Kombination der genannten Methoden ist möglich.

Gemeinsam ist allen Techniken regelhaft die Notwendigkeit einer Raffung der medialen elongierten Grundgelenkkapsel unter Einbeziehung der meist dislozierten M.-abductor-hallucis-Sehne mit oder ohne lateralem Weichteilrelease, je nach Ausprägungsgrad der Fehlstellung.

Ein Problem stellt die in der Literatur bis zu 25% angegebene Rezidivhäufigkeit aufgrund eines Korrekturverlustes bei knöchernen Eingriffen wie auch aufgrund der Elongation der medialseitig gerafften Kapsel dar).

Ein weiteres Problem der Hallux- valgus-Chirurgie stellt die Gelenk-(teil-)steife dar. Postoperativ ist daher zur Erreichung einer guten Bewegungsfunktion eine funktionelle Nachbehandlung anzustreben. Insbesondere bei den basisnahen Osteotomien mit einem Intermetatarsale-I/II- Winkel > 15° liegt häufig eine erhebliche Spannung auf der frisch vernähten medialen Kapsel trotz ausgiebigem lateralen Weichteilrelease vor, zudem ist oftmals die Kapsel ausgedünnt bzw. bereits vorbestehend rupturiert. In diesen Fällen besteht die erhöhte Gefahr eines Korrekturverlustes aufgrund Nahtinsuffizienz bei funktioneller Nachbehandlung.

Der Seniorautor G.L. hat ein flexibles externes System entwickelt, welches das Problem des Korrekturverlustes in der unmittelbar postoperativen Phase durch Insuffizienz der frisch vernähten medialen Grundgelenkkapsel zuverlässig vermeidet und eine problemlose funktionelle Nachbehandlung erlaubt. Im Folgenden wird dieses einfach zu handhabende System vorgestellt.