Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(2): 153-156
DOI: 10.1055/s-2005-868451
Orthopädie aktuell

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Das instabile obere Sprunggelenk nach endoprothetischer Versorgung - Revision durch plastische Stabilisierung nach Castaing

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Publication Date:
29 April 2005 (online)

 

Dr. Ulrich Böhling

Durch die positiven Entwicklungen in der Hüftendoprothetik motiviert, wurde 1973 die erste endoprothetische Versorgungsmöglichkeit des oberen Sprunggelenkes entwickelt. Nach einer anfänglich großzügigen Indikation für die aus zwei Komponenten bestehenden und zementierbaren Prothesen erfolgte infolge der hohen Frühlockerungsraten eine Phase der Skepsis und Zurückhaltung in den 80er-Jahren.

Erst mit der Entwicklung von zementfrei implantierbaren Sprunggelenkendoprothesen Anfang der 90er- Jahre, die im Design eine Fortentwicklung hin zur 3-Komponenten-Endoprothese erfuhren, gelang ein erneuter Aufschwung der Endoprothetik des oberen Sprunggelenkes.

Diese Systeme der zweiten Generation bestehen aus 3 Komponenten. Sie haben neben einer tibialen und einer talaren Komponente ein relativ frei bewegliches Meniskallager, bestehend aus Polyäthylen. Die Reduktion des Stress-Shieldings durch die mobilen Meniskallager ist nach Ansicht verschiedener Autoren verantwortlich für die Verminderung der Einleitung von mechanischen Scherkräften in die knöcherne Verankerung der Prothesenkomponenten und somit wesentliche Voraussetzung zur Reduktion aseptischer Lockerungen.

In Analogie zur Endoprothetik des Knie- und Hüftgelenkes ist für die zementfreien Sprunggelenkendoprothesen im zwei Formen die Oberflächenbeschaffenheit realisiert worden. So werden zum einen Prothesen verwandt, die mit einer makroporösen Oberflächenstruktur versehen sind und ein sehr gutes Einwuchsverhalten in den klinischen Studien erfahren. Das alternative Konzept sieht eine mikroporöse Oberflächenbeschichtung mit und ohne Hydroxylapatitbeschichtung vor und weist ebenfalls in den klinischen Studien gute kurz- und mittelfristige Ergebnisse bezüglich der knöchernen Verankerung auf.

Diese Fortschritte bezüglich Design und Oberflächenbeschaffenheit respektive knöcherner Verankerung rücken die endoprothetische Versorgung des oberen Sprunggelenkes immer mehr in das Augenmerk von Orthopäden und Unfallchirurgen gegenüber dem bisherigen "Gold-Standard", der Arthrodese des oberen Sprunggelenkes. So ist zu berücksichtigen, dass auch die Arthrodese unvorteilhafte Ergebnisse aufweist und in einer Größenordnung von bis zu 20% eine signifikante Beteiligung benachbarter Gelenke bei abnormer Lasteinleitung mit einer Arthrose-Inzidenz von 80% in diesen Gelenken nach 12 Jahren behaftet ist. Die Erhaltung der Mobilität wird somit in zunehmendem Maße bei sicheren endoprothetischen Versorgungsmöglichkeiten der rigiden Arthrodese gegenüberstehen.