Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2006; 1(1): 9-27
DOI: 10.1055/s-2005-870222
Beckengürtel und untere Extremität
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Distale Femurfrakturen

A.  Dávid1
  • 1Helios Klinikum Wuppertal, Klinikum der Universität Witten-Herdecke, Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Oktober 2005 (online)

Distale Femurfrakturen sind eher seltene Verletzungen, die zumeist infolge einer erheblichen Krafteinwirkung entstehen. Nach Unfällen im Straßenverkehr sowie bei Mehrfachverletzten ist der Anteil distaler Femurfrakturen besonders hoch. Aber auch bei liegender Knie-TEP und bei schwerer Osteoporose tritt diese Fraktur gehäuft auf.

Ziel der Therapie ist in jedem Fall die achsgerechte Rekonstruktion des distalen Femurs. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, ist aber Voraussetzung für die schmerzfreie Belastbarkeit des Beines und die Reduzierung von Spätfolgen wie Bewegungseinschränkungen des Kniegelenkes und Gonarthrose.

Distale Femurfrakturen werden nahezu ausschließlich durch interne Osteosynthesen behandelt. Eine konservative Therapie ist nur bei unverschobenen Kondylenfrakturen mit den Patienten zu diskutieren. Nur eine Osteosynthese erlaubt eine sofortige Bewegungstherapie und reduziert damit das Risiko einer dauerhaften Bewegungseinschränkung des Kniegelenkes. Vor allem die Osteosynthese der intrartikulären Frakturen stellt sehr hohe Anforderungen an die Logistik der Klinik und die Erfahrung des Operationsteams. Bei Schwerverletzten, Patienten mit offenen Frakturen und bei solchen, die in eine andere Klinik (z. B. Traumazentrum) verlegt werden sollen, empfiehlt sich eine Transfixation mit einem das Kniegelenk überbrückenden Fixateur extern.

Zunehmend setzen sich bei der operativen Versorgung minimalinvasive Zugänge und winkelstabile intra- und extramedulläre Implantate durch. Bei Frakturen mit geringer Trümmerzone und kurzem schrägem Bruchverlauf ist eine möglichst anatomische Rekonstruktion mit rigider Fixation anzustreben, wohingegen bei großen Trümmerzonen überbrückende Osteosynthesetechniken zu einer sicheren Bruchkonsolidierung führen.

Ab dem 1. postoperativen Tag wird mit der Bewegungstherapie sowie mit der Mobilisation an Unterarmgehstützen begonnen, sofern es der allgemeine Zustand des Patienten zulässt. Das funktionelle Ergebnis wird ganz entscheidend durch die frühe Physiotherapie beeinflusst, die allerdings von einer effektiven Schmerztherapie begleitet werden muss. Nach Frakturheilung kann eine (ambulante) Anschlussheilbehandlung durchgeführt werden, falls noch funktionelle Defizite bestehen. Die Prognose ist nach anatomischer Rekonstruktion sehr günstig.

Prof. Dr. med. Andreas Dávid

Helios Klinikum Wuppertal, Klinikum der Universität Witten-Herdecke, Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie

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