Aktuelle Dermatologie 2005; 31(11): 485
DOI: 10.1055/s-2005-870527
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unser Fach

Our SpecialtyE.  G.  Jung
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Publication History

Publication Date:
22 November 2005 (online)

Unser Fach hat sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebildet und zum selbständigen Spezialfach entwickelt. Ausgehend von den Universitätskliniken, dann von kommunalen Kliniken, hat sich bald ein breit gefächertes Netz von Hautarztpraxen gebildet, zunächst in den Ballungsräumen, dann aber auch dazwischen. Im regionalen Verbund Klinik - Praxen hat sich eine gute dermatologische Versorgung der Bevölkerung etabliert. Dies zu reflektieren gilt es. Erinnerungen an die Zeit der Gründung der einzelnen Zentren und der Verbundsentwicklung tun gut und stärken allemal. Unsere Zeitschrift bietet dazu das geeignete Forum mit der Rubrik eine Klinik im Blickpunkt. Diesmal ist es die Dermatologische Klinik Lippe-Lemgo, welche sich ihrer 60-jährigen Geschichte erinnert und die Gegenwart darstellt.

Die Entwicklung unseres Faches zeichnet sich dadurch aus, dass es immer wieder neue Teilgebiete zu bedienen galt, welche sich aus besonderen Entwicklungen und Forschungen anboten oder durch spezielle Gegebenheiten bedingt wurden. So haben die Infektionskrankheiten der Haut und der Schleimhäute, die Geschlechtskrankheiten also und die Skabies, wesentliche Impulse zur Ausgründung unseres Faches gegeben. Unsere Eigenständigkeit basiert sozusagen auf menschlichem Fehlverhalten und den Kriegswirren, die solches begünstigten. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Photodermatologie. Etwas später dann bedingten die maßlosen Sonnenexpositionen und der Bräunungsfimmel einen gewaltigen Aufschwung der Dermato-Onkologie und damit auch den gesteigerten Bedarf an Dermato-Chirurgie. Basierend auf der Immunologie entwickelte sich die Allergologie mit einer enormen Zunahme der Kontaktallergien und ebenso der inhalativen Allergien in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Die Vielzahl neuer pharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten durch unsere Kollegen aller Fächer bescherte uns eine Fülle von unerwünschten Arzneimittelreaktionen an Haut und Schleimhaut. Und die Wellnesswelle, das Ausleben der Lebensfreude und deren Darstellung, führt zu einer Vielzahl mehr oder weniger invasiver, oft auch permanenter Veränderung des Äußeren. Schmuck oder Provokation, vorübergehend oder bleibend, das ist die Frage; und sie wird in hektischem Rhythmus unterschiedlich entschieden. Hier sind wir Dermatologen ebenfalls gefragt und beteiligt. Im Erfüllen individueller Wünsche und dann auch wieder in deren Änderung oder Entfernung. So hat sich auch die Mode der Tätowierung zu modernen Tattoo's gewandelt (Seite 527) und deren Materialen sind nicht zuletzt wegen ihrer Allergenität von zunehmender Bedeutung (Seite 514). Solches gehört jetzt auch zu unserem Spektrum. Wir bleiben flexibel!

Prof. Ernst G. Jung

Maulbeerweg 20 · 69120 Heidelberg

Email: Ernst.G.Jung@t-online.de

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