Zentralbl Gynakol 2005; 127 - V01
DOI: 10.1055/s-2005-870672

Was ist wichtig vor, während und nach der Geburt: Eine Befragung von 1112 Wöchnerinnen an der Frauenklinik Worms

K Luais 1, T Hitschold 1
  • 1Frauenklinik am Stadtkrankenhaus Worms

Fragestellung: Seit einer bundesweiten Untersuchung aus dem Jahre 1996 sind kritische Phasen für die Beurteilung einer Geburtsklinik bekannt. Der Ablauf auf der Wochenstation steht hier im Zentrum des Interesses. Im Zusammenhang mit der Einführung eines integrativen Wochenpflegekonzeptes in unserer Frauenklinik im Jahre 2003 wollten wir relevante Gesichtspunkte und Bereiche sowie Vorgehensweisen eruieren.

Methode: Mittels standardisiertem Fragebogen wurden alle Wöchnerinnen des Geburtsjahrganges 2003 befragt. Diese Daten der subjektiven Einschätzung wurden mit objektiven geburtshilflichen Daten abgeglichen.

Ergebnisse: Für 80% der Befragten war für die Auswahl der Geburtsklinik das Vorhandensein der Kinderklinik wichtig, nur 15% fanden Ausstattung und Athmosphäre des Kreißsaals relevant. Bei der Beurteilung der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Geburtserlebnis wurden neben dem Partner mit deutlicher Mehrheit die Hebammen, Ärzte und Schwestern der geburtshilflichen Abteilung genannt. Auf der Wochenstation konnte im Zuge der Zusammenlegung von Kinderzimmer und Wöchnerinnenbereich und der damit einhergehenden Integration von Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern, Hebammen, Kinderärzten und geburtshilflichen Ärzten in ein Team eine deutliche Steigerung der Rooming-in-Rate und der Zeiten, in denen Rooming-in praktiziert wurde sowie der Stillrate erreicht werden. Die gemeinsame Dokumentation mütterlicher und kindlicher Befunde in einer Akte und die gemeinsamen Visiten von Pädiatern und Geburtshelfern wurden sehr positiv angenommen. Durch Zuwendung und Zeit seitens des Personals, eine immer weniger selbstverständliche Bedingung im heutigen Gesundheitswesen, konnte erreicht werden, dass auch Frauen mit ungünstigem Geburtsverlauf (vaginal-operative Entbindung, sekundäre Sectio, protrahierter Verlauf) in gleichem Umfang am Rooming-in teilnahmen wie Frauen mit günstigeren Geburtsverläufen.

Schlussfolgerung: Integrierte Versorgung von Mutter und Kind im Sinne einer räumlichen und personellen Zusammenführung hat statistisch nachweisbare positive Effekte auf die Mutter-Kind-Bindung, die Zufriedenheit, die Rooming-in-Rate und die Stillfrequenz. Wichtigster Parameter sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht technische und apparative Gegebenheiten. Diese Erkenntnis sollte alle Klinikgeschäftsführer dazu auffordern, im geburtsmedizinischen Bereich gerade nicht an Personal zu sparen. Geburtshilflich angenehme Athmosphäre wie bei einer Hausgeburt verbunden mit dem Sicherheitsnetz eines Perinatalzentrums und eine interprofessionelle Zusammenarbeit im Wöchnerinnenbereich mit dem Ziel einer Förderung der Mutter-Kind-Einheit sollten die Ziele einer jeden großen Geburtsklinik sein.