Zentralbl Gynakol 2005; 127 - V02
DOI: 10.1055/s-2005-870673

Prognostische Bedeutung einer Genexpressions-Signatur sowie von Plasminogenaktivator vom Urokinasetyp (uPA), Plasminogenaktivator-Inhibitor (PAI-1) und traditionellen Prognosefaktoren beim unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinom

DU Boehm 1, M Schmidt 1, A Victor 2, M Gehrmann 4, C Glawatz 1, E Steiner 1, K Pollow 3, H Kölbl 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • 2Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • 3Abteilung für Experimentelle Endokrinologie, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • 4Bayer Health Care, Leverkusen

Fragestellung: Zur Prognoseabschätzung beim nodal-negativen Mammakarzinom stehen neben traditionellen Prognosefaktoren wie histologischer Differenzierungsgrad, Hormonrezeptorstatus, Tumorgröße und Alter, die in der St. Gallen-Risikoeinteilung enthalten sind, auch neuere Prognosefaktoren wie uPA und PAI-1 zur Verfügung. Zusätzlich bieten Genexpressionsanalysen und dabei gewonnene Genexpressions-Signaturen eine weitere Möglichkeit, die Prognose beim Mammakarzinom einzuschätzen. Wir untersuchten an einem Kollektiv von 102 adjuvant unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinompatientinnen die Aussagekraft der oben genannten Prognosefaktoren für das rezidivfreie Überleben und das Gesamtüberleben.

Methode: Die cRNS von 102 nodal-negativen Mammakarzinompatientinnen wurde auf Affymetrix HG-U133A Arrays hybridisiert. Gene, die mit einer beim nodal-negativen Mammakarzinom prognostisch relevanten Genexpressions-Signatur übereinstimmten, wurden identifiziert. Eine gute und eine schlechte Gensignatur wurden für die Expression der 52 ausgewählten Gene festgelegt. Die prognostische Bedeutung dieser Gensignatur wurde dann mit den tumorbiologischen Prognosefaktoren uPA und PAI-1, die zuvor mittels kommerziell erhältlicher ELISAs im Tumorgewebeextrakt bestimmt wurden, und traditionellen Prognosefaktoren (histologischer Differenzierungsgrad, Hormonrezeptorstatus, Tumorgröße, Alter, St. Gallen-Risikoeinteilung) verglichen. Der Zusammenhang mit dem rezidivfreien und Gesamtüberleben wurde univariat und multivariat untersucht.

Ergebnisse: Auf der Basis der hier verwendeten Gensignatur konnten 24 Tumore einer guten und 78 Tumore einer schlechten Prognose zugeordnet werden. Die Genexpressions-Signatur zeigte keinen signifikanten Einfluss auf das rezidivfreie Überleben (p=0,137), für das Gesamtüberleben war lediglich ein Trend (p=0,093) nachzuweisen. Univariat signifikanten Einfluss auf das erkrankungsfreie Überleben hatte lediglich der histologische Differenzierungsgrad (p=0,0005). Die übrigen untersuchten Faktoren zeigten univariat keinen signifikanten Zusammenhang mit dem rezidivfreien Überleben. Für das Gesamtüberleben war neben dem histologischen Differenzierungsgrad (p=0,0001) lediglich der Hormonrezeptorstatus (p=0,008) signifikant. uPA/PAI-1, die Tumorgröße, Alter und die St. Gallen-Risikoeinteilung zeigten keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Gesamtüberleben. In der multivariaten Cox-Regression verblieb lediglich der histologische Differenzierungsgrad signifikant für das rezidivfreie Überleben und das Gesamtüberleben (p=0,001).

Schlussfolgerung: Der histologische Differenzierungsgrad besitzt eine höhere prognostische Aussagekraft als die verwendete Genexpressions-Signatur und uPA/PAI-1 beim unbehandelten nodal-negativen Mammakarzinom.