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DOI: 10.1055/s-2005-870778
Klassische Prognosefaktoren korrelieren nicht mit dem Krankheitsverlauf beim hereditären Mammakarzinom
Fragestellung: Die klinische Relevanz und Korrelation der traditionellen Prognosefaktoren „Tumorgröße“ und „axillärer Lymphknotenstatus“ ist allgemein akzeptiert. Für Patientinnen mit BRCA1-Mutationen liegen jedoch erste Hinweise darauf vor, dass Tumorgröße und Lymphknotenstatus nur schwach korrelieren. Darüber hinaus zeigen Patientinnen mit einer BRCA1-Mutation ein verkürztes Überleben. Ziel der vorliegenden retrospektiven Datenanalyse war daher die Überprüfung der Relevanz der genannten Prognosefaktoren sowie des Gesamtüberlebens für Patientinnen mit erblicher Belastung für Brustkrebs.
Methodik: Die retrospektive Datenerhebung wurde bei 244 Brustkrebspatientinnen aus dem Risikokollektiv (RK) des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitäts-Frauenklinik Köln durchgeführt. Als Vergleichskollektiv wurden Mammakarzinompatientinnen der Allgemeinbevölkerung (AB) des Tumorregisters München herangezogen (n=13.983).
Ergebnisse: Die 5-JÜR bzw. die 10-JÜR war für Mammakarzinompatientinnen der AB verglichen mit Patientinnen aus dem RK signifikant besser (73.6% vs. 67%:p=0.038 und 5% vs. 49%: p=0.091). Das Überleben in Abhängigkeit vom T-Stadium zeigt für das T1-Stadium in beiden Kollektiven keinen signifikanten Unterschied (91% vs. 93%: p=1.0 und 78.5% vs. 74%: p=0.64). Demgegenüber war das Überleben der Patientinnen der AB mit T2-Karzinomen signifikant besser als im RK (75.5% vs. 64%: p=0.057 und 57.3% vs. 40%: p=0.013). Patientinnen der AB mit negativem Nodalstatus zeigten ein signifikant besseres Überleben im Vergleich zum RK (93.3% vs. 83%: p=0.28 und 82.3% vs. 63%: p=0.006), wohingegen sich für das Überleben bei positivem Nodalstatus in beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied ergab.
Schlussfolgerung: Die Detektion von Mammakarzinomen in einem frühen Stadium (T1) ist für Frauen aus dem RK mit deutlich besseren Überlebensraten verbunden. Die Diagnose eines T2-Karzinoms verschlechtert die Überlebensdaten gegenüber Patientinnen der AB signifikant. Die Teilnahme am strukturierten Früherkennungsprogramm sollte Frauen des RKs unbedingt empfohlen werden. Der klassische Prognosefaktor „negativer Nodalstatus“ korreliert nicht mit einem günstigen Krankheitsverlauf und ist für die Festlegung der Therapie eher wenig relevant. Patientinnen aus dem RK sollten unabhängig vom Nodalstatus eine adjuvante systemische Therapie erhalten.
(Gefördert durch die Deutsche Krebshilfe)