Zentralbl Gynakol 2005; 127 - P3_5
DOI: 10.1055/s-2005-870788

Management eines gemischten malignen Keimzelltumors des Ovars vom Typ eines Dottersacktumors (mit endometroid-like Anteilen) und zystischen Teratoms bei einer 30jährigen Erstgebärenden

S Schierbrock 1, C Noll 1, A Wurth 1, A Christians 1, H Kaulhausen 1
  • 1Remscheid

Fragestellung: Maligne Ovarialtumoren in der Schwangerschaft sind selten und stellen eine besondere Herausforderung an den behandelnden Arzt: wie kann dem Konflikt zwischen größtmöglicher maternaler und fetaler Sicherheit bei den zu treffenden Entscheidungen bestmöglichst Rechnung getragen werden? Eine Falldarstellung.

Methodik: Regelmässige allgemeine und situative Beratung und Schwangerenvorsorge der Patientin. Primäre Diagnostik mittels Transvaginal- und Abdomensonographie sowie MRT in der 13. SSW. Laparotomie mit Adnexektomie links und Teilexzision am rechten Ovar, Omentumteilresektion und Peritonealzytologie mit Schnellschnittuntersuchung. Pathohistologische Begutachtung inkl. Referenzpathologie. Interdisziplinäre Vorstellung in der Tumorkonferenz. Wöchentliche klinische, sonographische Kontrollen sowie prä- und postoperative Bestimmung des maternalen α-Fetoprotein (AFP) i. S. In der 35. SSW Second-Look Laparotomie mit Schnittentbindung. CHT mit Platin, Etoposid und Bleomycin.

Ergebnisse: Die Bildgebung zeigte eine retrouterine ca. 10cm große inhomogene, teils zystische teils solide Raumforderung (RF) mit ausgeprägter Vaskularisation sowie wenig freie Flüssigkeit im Douglas bei intakter zeitgerechter intrauteriner Einlingsgravidität der 13. SSW. Intraoperativ zeigte sich eine bis 6cm große tumoröse RF und eine bis 8cm große Zyste des rechten Ovars sowie eine bis 7cm große Zyste des linken Ovars. Die Schnellschnittuntersuchung am tumorösen Anteil des rechten Tuboovarektomiepräparates ergab keine eindeutige Dignitätsdiagnose. Die histopathologische Aufarbeitung (inkl. Referenzgutachten) ergab: 1. gemischter maligner Keimzelltumor des linken Ovars: glandulärer Dottersacktumor und zystisches Teratom, organbegrenzt mit Kapselruptur. 2. Reifes Teratom des linken Ovars. 3. unauffälliges Omentumteilresektat. 4. Douglaspunktat ohne maligne Zellen. TNM-Klassifikation: pT1c N0 M0. Postoperativ verlief die Schwangerschaft komplikationslos und ohne Anzeichen für einen Progress. Präoperativ erhöhtes AFP i.S. fiel postoperativ auf Normalwerte ab, stieg im Verlauf langsam parallel der Normkurve wieder an. Bei der Second-Look-Laparotomie in der 35. SSW wurde ein gesunder lebensfrischer Junge entbunden. Intraabdominell zeigte sich kein Hinweis auf zwischenzeitliches Tumorwachstum. Die CHT wird 2–3 Wochen postoperativ eingeleitet.

Schlussfolgerung: Das Management eines malignen Ovarialtumors in der Schwangerschaft erfordert eine enge, einfühlende und sachkompetent beratende Kooperation zwischen den behandelnden Ärzten und der betroffenen Patientin und ihren Angehörigen, um unter sorgfältiger Abwägung der Risiken für Mutter und Kind zu für alle Beteiligten tragbaren diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen zu kommen.