Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V18
DOI: 10.1055/s-2005-871351

N-terminal Pro Brain Natriuretic Peptide (N-BNP) im Nabelschnurblut korreliert mit der intensivmedizinischen Morbidität bei Frühgeborenen <32 SSW

N Teig 1, S Schwamberg 1, U Feucht 1, H Stiegler 2, M Krieg 2, C Rieger 1
  • 1Universitätskinderklinik Bochum
  • 2Institut für Klinische Chemie, Bergmannsheil, Bochum, D

Hintergrund: N-terminal Pro Brain Natriuretic Peptide (N-BNP) ist das inaktive Spaltprodukt des kardialen Hormons Pro-BNP, das bei vermehrter Ventrikeldehnung freigesetzt wird und dessen aktive Form, BNP, zu einer Nach- und Vorlastsenkung führt. Bei Erwachsenen korrelieren BNP-Werte mit der Schwere einer Herzinsuffizienz. Wir untersuchten die Bedeutung von BNP für die Kreislaufumstellung von Frühgeborenen <32 + 0 SSW.

Patienten und Methode: Im Rahmen einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie, die den Effekt einer frühen Volumenexpansion mit einer Plasmaproteinlösung (Biseko) vs. NaCl 0.9% bei FG <32 + 0 SSW untersuchte, bestimmten wir aus dem Nabelschnurblut (NSB) und im Alter von 16–24 Stunden die Konzentration von N-BNP. Die Seren wurde bei –70°C tiefgefroren. Vitalparameter (RR, Lactat, Urinaussscheidung) wurden in den ersten 48h 8-stündlich dokumentiert und prospektiv die Morbidität (O2-Bedarf, Intubationsdauer, IVH, NEC, ROP, BPD) erfasst. Aus den aufgetauten Seren wurde mittels eines kommerziellen ELISA N-BNP bestimmt.

Ergebnisse: Bei 35 Frühgeborenen mit einem mittleren Geburtsgewicht von 1227g (SD: 340g) und Gestationsalter von 28.7 SSW p.m. (SD: 2.1 SSW) konnten gepaarte Seren gewonnen werden.

Die Pro-BNP-Konzentration aus dem Nabelschnurblut zeigte eine signifikante Korrelation mit der Beatmungsdauer (r=0.883; p<0.001) und der Dauer des O2-Bedarfs (r=0.57; p=0.001). Es ergab sich keine signifikante Korrelation zwischen Pro-BNP-Werten und dem Geburtsgewicht oder dem Gestationsalter. Frühgeborene, die am ersten Tag Catecholamine zur RR-Stabilisierung benötigten (n=9) hatten signifikant höhere Pro-BNP-Werte im NSB als FG ohne Catecholaminbedarf (MW 15495 pg/ml vs. 4046 pg/ml; p=0.008). Es zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Pro-BNP-Werten im NSB und klassischen Markern der intrauterinen Kreislaufzentralisation (Lactat, Nabelarterien-pH, Apgar-Scores).

Die Pro-BNP-Werte stiegen signifikant in den ersten 24 Lebensstunden an (MW 6165 pg/ml vs. 11960 pg/ml; p=0.0016). Die Werte am Ende des ersten Lebenstages zeigten keine signifikante Korrelation zu den oben genannten Parametern.

Frühgeborene, die 20ml/kg Biseko über 2h erhalten hatten, zeigten einen signifikanten Anstieg der N-BNP-Werte innerhalb des ersten Lebenstages, während die Gabe von physiologischer NaCl-Lösung in gleicher Dosis keinen Effekt auf die N-BNP-Werte hatte (3851 vs. 14524 pg/ml für Biseko (p=0.0011) und 8480 vs. 9396 pg/ml für NaCl (p=0.85))

Schlussfolgerung: Bei FG mit erhöhter intensivmedizinischer Morbidität scheint bereits intrauterin eine Kreislaufbeeinträchtigung vorgelegen zu haben, die durch die üblichen Überwachungsparameter nicht erfasst wurde. Die Gabe von Biseko scheint einen höheren Volumeneffekt bei Frühgeborenen zu haben als die Gabe physiologischer NaCl-Lösung. Die klinische Bedeutung dieser Beobachtungen bedarf weiterer Untersuchungen an einem größeren Patientenkollektiv.