Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V26
DOI: 10.1055/s-2005-871359

Randomisierte Studie zur Kalzium-Supplementierung extrem kleiner Frühgeborener

UH Thome 1, WF Carroll 2, J Fabres 2, TR Nagy 2, C Roane 2, WA Carlo 2, F Pohlandt 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, und Department of Pediatrics, Division of Neonatology, Ulm, D
  • 2University of Alabama at Birmingham, Birmingham AL, USA.

Fragestellung: Trotz Verwendung von mit Kalzium (Ca) und Phosphat (P) angereicherten Formulanahrungen und Muttermilchsupplementen kommt es zur Frühgeborenenosteopenie, die zu Schädeldeformitäten und Knochenbrüchen führen kann. Möglicherweise reicht die angebotene Menge Ca noch nicht aus. In einer randomisierten Studie wurde geprüft, ob eine standardisierte zusätzliche enterale Ca-Zufuhr den Knochenmineralgehalt verbessern und Schädeldeformitäten vermeiden kann

Methoden: Frühgeborene unter 1000g Geburtsgewicht, die in Birmingham (Alabama/USA) behandelt wurden, erhielten randomisiert Standardnahrung oder Ca-angereicherte Nahrung. Die Standardnahrung war Similac Special Care 24, oder mit Enfamil Human Milk Fortifier angereicherte Frauenmilch, 150ml enthielten 5.3 mmol Ca. Zur Ca-Anreicherung wurde diesen Nahrungen Ca-Glukonat hinzugefügt, 3,9mmol/150ml bis das Kind ein Gewicht von 1000g erreicht hatte, 2mmol/150ml danach. Der Gehalt von Ca und P im Urin wurde wöchentlich gemessen, jedoch nicht für die Ca-Dosierung berücksichtigt. Der Grad der dolichozephalen Deformierung (Verhältnis von frontookzipitalem zu biparietalem Durchmesser, FOBPDR) wurde in einem postmenstruellen Alter von 36 Wochen gemessen, die Knochendichte (BMC, dual-energy x-ray absorptiometry) bei Entlassung.

Ergebnisse: 96 Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 26 Wochen (23–31) [Median (Minimum-Maximum)] wurden in einem postnatalen Alter von 12 Tagen (5–23) randomisiert und wogen 790g (440–1700). Ergebnisse siehe Tabelle.

Schlussfolgerungen: Zusätzliche enterale Ca Supplementierung führte zu einem höheren Anteil P-defizienter Urinproben, was im Widerspruch zu dem hohen Phosphatgehalt der Nahrungen stand. Ohne Anpassung der Ca- und P-Zufuhr wurde der P-Mangel nicht behoben, was erklären könnte, warum die Knochendichte nicht anstieg. Möglicherweise kam es nach Beimischung des Ca-Glukonates zu den verwendeten amerikanischen Nahrungen, die Phosphat in anorganischer Form enthielten, zur Bildung von schlecht resorbierbarem Ca3(PO4)2. Diese Frage wird derzeit untersucht. Für eine optimale Knochenmineralisierung erscheint eine durch Urinmessungen gesteuerte individualisierte Zufuhr von Ca und P unverzichtbar.

Die BMC-Messungen wurden mithilfe einer Kovarianz-Analyse für das Körpergewicht korrigiert und als Mittelwert ± Standardfehler angegeben. Alle Anderen: Median (Minimum-Maximum), Mann Whitney U test.

Urin Ca und P, und klinische Ergebnisse

Kalzium(n=49)

Standard (n=47)

p -Wert

% Urin mit Ca >1mM

91 (0–100)

67 (0–100)

<0.05

% Urin mit P>1mM

42 (0–100)

85 (33–100)

<0.001

% Urin mit Ca und P>1mM

20 (0–100)

44 (0–100)

0.0018

Ganzkörper-BMC (g)

89.9±2.4

85.2±2.6

0.19

Femur-BMC (g)

1.96±0.08

1.98±0.09

0.92

FOBPDR

1.50 (1.13–1.69)

1.47 (1.18–1.64)

0.65

Anzahl Fälle mit NEC

3

2

1.0