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DOI: 10.1055/s-2005-871372
Surfactantbehandlung und maschinelle Beatmung – Ergebnis einer prospektiven Studie
Nach Surfactantbehandlung kommt es zu einer Änderung des Gasaustauschs und der Lungenmechanik.
Fragestellung: Mit welchen akuten Änderungen der Lungenmechanik ist unmittelbar nach Surfactantgabe zu rechnen?
Methodik: An 35 Frühgeborenen unter 1.500g wurde der Effekt der Surfactantbehandlung durch Registrierung der Beatmungsparameter am Babylog 8000 plus erfasst. Nach Kalibrierung des Flowsensors wurde natürliches Surfactant (Alveofact oder Curosurf) über den Sideport des Tubus (2,0–3,0mm) unter Fortführung der Beatmung schnellstmöglich instilliert. Die Änderung der registrierten Beatmungsgrößen, des tcpCO2, des tcpO2 und der pulsoximetrischen Sättigung (SpO2) wurden zum Zeitpunkt 3, 10, 15 und 20min. erfasst. Zugleich wurden notwendige Änderungen der Beatmungsparameter registriert. Die Beatmung erfolgte kontrolliert im SIMV-Modus, die Beatmungsfrequenz wurde zwischen 35 und 40 eingestellt. Die Änderung der Beatmungsparameter war standardisiert: die FiO2 wurde kontinuierlich den transkutanen Werten angepasst (Ziel tcpO2 50–70mmHg oder SpO2 83–93%), tcpCO2-Werte bis 65mmHg wurden kurzfristig toleriert, oberhalb dieser Grenze wurde bei abfallendem Tidalvolumen (Vt) (Ziel 6–8ml/kg) der Spitzendruck (PIP) bis maximal 30 mbar erhöht, falls dies nicht ausreichte, wurde sekundär die Frequenz (f) über eine Verkürzung der Ausatemzeit (te) soweit erhöht, bis die exspiratorische Flowkurve gerade eben noch eine komplette Ausatmung zeigte. Die Einatemzeit (ti) wurde mit 0,35–0,4s konstant gehalten, desgleichen der PEEP mit 4,5–6,5 mbar.
Ergebnisse: Die folgenden Veränderungen (in Absolutwerten) wurden zu den Zeitpunkten 3/10/15/20min. registriert (*signifikant mit p<0,05 gegenüber dem Ausgangswert im gepaarten t-Test):
FiO2:+ 0,18/+0,23/+0,12/-0,15; |
PIP: +5,2*/+6,5*/+6,9*/+5,4*; |
f: +0/+4,4/+6,9*/+8,3*; |
Vt: -3,2*/-4,5*/-3,3*/-1,8; |
MV: -0,045*/-0,073*/-0,065*/-0,022. |
Die Spontanatemfrequenz und die Herzfrequenz stiegen an. In 6 Fällen musste zwischenzeitlich mit dem Beutel beatmet werden. Die meisten Änderungen der Beatmung erfolgten zwischen der 3. und der 10. min. Änderungen der Gasaustauschparameter betrafen insbesondere den tcpCO2, der zu allen Zeitpunkten signifikant höher lag.
Schlussfolgerung: Durch bolusartige Surfactantanwendung kommt es regelhaft zu einer massiven bronchialen Reaktion und/oder einer Obstruktion von Tubus bzw. Atemwegen, die der Vorstellung einer schnellen, homogenen Verteilung im Bronchialsystem widerspricht. Dies macht eine akute Änderung des Beatmungsregimes erforderlich, unter Umständen auch eine manuelle Handbeatmung. Zur Erzielung eines adäquaten Vt wären regelmäßig PIPs nötig, die oberhalb der allgemein empfohlenen Beatmungsparameter liegen. Die Anwesenheit eines erfahrenen Neonatologen über wenigstens 30min. am Patienten ist erforderlich.