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DOI: 10.1055/s-2005-871408
CNP-Ventilation bei Frühgeborenen mit schwerer neonataler Lungenerkrankung: Weaningmethode und Heimbeatmung
Fragestellung: 1876 wurde die erste „eiserne Lunge“ von Woillez gebaut, ihr Einsatz als Beatmungsgerät mit negativ extrathorakalem Druck wurde 1929 eingeführt und in den 50er Jahren durch die Überdruckbeatmung (PPV) abgelöst. Bereits in den 60er Jahren fand die Unterdruckbeatmung (CNPV) Einsatz bei Früh-und Neugeborenen mit chronischer respiratorischer Insuffizienz.
In heutiger Zeit wird diese Form der Beatmung selten durchgeführt. In einer retrospektiven Analyse untersuchen wir bei 9 Patienten mit schwerer neonataler Lungenerkrankung den Einfluss der CNPV auf Beatmungsdauer, Sauerstoffbedarf und Möglichkeit der Heimbeatmung.
Patientenkollektiv / Methodik: Im Zeitraum von 2000–2004 wurden 9 Patienten mit CNP mittels Unterdruckkammer oder -weste behandelt. Das Gestationsalter lag zwischen 24 und 33 Wochen. Alle Kinder hatten klinische und radiologische Zeichen einer chronischen Lungenerkrankung und zeigten eine schwierige Entwöhnung vom Respirator mit z.T. mehrfachen Reintubationen. Eine dauerhafte Extubation und Sauerstoffentwöhung gelang durch Einsatz von CNP mittels einer Unterdruckkammer und in einem Fall mittels Unterdruckweste. Eine weitere Atemunterstützung wurde bei Bedarf mit nasalem CPAP durchgeführt. Der negative Kammerdruck betrug in der Regel –8–10cm H2O.
Ergebnisse: Nach 9 bis 121 Tagen wurde die PPV beendet und entweder überlappend oder unmittelbar nach Extubation die CNPV begonnen, bei Bedarf intermittierend eine Kammerfrequenz von 10–15/min. eingesetzt.
Die Gesamtbehandlungsdauer in der Kammer lag zwischen 6 und 106 Tagen. Die zusätzliche Unterstützung mit nasalem CPAP wurde z.T. über die Kammertherapie hinaus fortgeführt.
Ein Patient wurde mit einer Unterdruckkammer nach Hause entlassen und für einen Patienten wurde für die häusliche Versorgung eine Unterdruckweste zur Verfügung gestellt.
4 Patienten konnten ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf die Klinik verlassen.
Insgesamt wurde die Unterdruckbehandlung ohne wesentliche Nebenwirkungen von den Patienten gut toleriert.
Schlussfolgerung: In unserer Klinik werden jährlich ca. 2 Patienten in der Unterdruckkammer behandelt. Es handelt sich um Frühgeborene, die aufgrund einer schweren chronischen Lungenerkrankung nicht dauerhaft extubiert werden konnten. Eine CNP Therapie hat in allen Fällen zur Entwöhnung vom Tubus und zur Reduktion des Sauerstoffbedarfs geführt. Bis auf geringe Temperaturschwankungen und eine mäßige Ödemneigung der unteren Extremität wurden keine negativen Effekte beobachtet. Die Behandlung wurde ohne zusätzliche Sedierung gut toleriert.
Die CNP-Ventilation ist eine Behandlungsalternative für Neu-und Frühgeborene zur Entwöhnung von der PPV-Beatmung und eignet sich für den Einsatz in der Klinik wie auch in Einzelfällen für die häusliche Therapie.