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DOI: 10.1055/s-2005-871418
Lebens- und Belastungssituation von Vätern frühgeborener (FG) und reifgeborener (RG) Kinder
Einleitung: Nach einer Frühgeburt findet die Übernahme von Vaterschaft unter anderen Bedingungen statt als nach einer Termingeburt. Dies könnte einen Einfluss auf die Situation des Vaters in den ersten Lebensmonaten des Kindes haben.
Fragestellung: Inwiefern unterscheidet sich die Lebenssituation der Väter von FG von der von Vätern von RG? Welche Belastungsfaktoren gibt es, und wie wirkt sich die Situation auf das väterliche Stressempfinden aus?
Methodik: Prospektive Untersuchung der Väter aller in den Studienzentren geborenen Einlings- FG
Ergebnisse: Es wurden primär 52 FG- Väter und 115 RG- Väter in die Studie aufgenommen, von denen 40 FG- Väter und 71 RG- Väter an allen drei Untersuchungsterminen teilnahmen. Diese an allen Untersuchungen teilnehmenden Väter wiesen einen höheren Bildungsstand und einen höheren Sozialstatus auf als Väter, die aus der Untersuchung ausstiegen. FG – Väter erlebten die Geburt signifikant anders als RG- Väter, da sie seltener bei der Geburt dabei waren (35,9 vs. 93%) und häufiger das Leben des Kindes (50 vs. 4,3%) bzw. der Partnerin (25 vs. 4,2%) als bedroht empfanden. Während des ersten Lebensjahres entwickelten die FG häufiger Esstörungen (20 vs. 11,3%), mussten öfter rehospitalisiert werden (52,5 vs. 21,1%), benötigten mehr den Alltag beeinflussende medizinische Maßnahmen (Krankengymnastik, Inhalationen) (40 vs. 4,2%) und mussten häufiger zu zusätzlichen Kontrolluntersuchungen (100 vs. 33,8%) begleitet werden. Dennoch unterschied sich das subjektive Empfinden der Stressbelastung in beiden Gruppen nicht. Ebenfalls schilderten beide Vätergruppen eine gute Entwicklung der Beziehungsaufnahme zum Kind und schauten optimistisch in die Zukunft.
Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv gelang den Vätern FG eine vergleichbar gute Adaptation an die neue Situation als Vater wie den Vätern RG. Dies mag daran liegen, dass unser Kollektiv aufgrund des Einstiegkriteriums „ausreichende Deutschkenntnisse“ einen relativ hohen Bildungs- und Sozialstatus aufwies und die Väter sich daher auch aktiv notwendige Hilfe beschaffen konnten. Weitere Studien sind notwendig, um auch über potentielle Risikokollektive Aussagen machen zu können, und ggfs. notwendige Unterstützungsprogramme zu entwickeln.