Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P6
DOI: 10.1055/s-2005-871457

Biofilmbildung, icaC-Nachweis und Oxacillin-Resistenz von koagulasenegativen Staphylokokken beim Personal neonatologischer Intensivstationen als Risikofaktoren für sehr kleine Frühgeborene

W Thomas 1, R Remling 1, C Ströbele 2, S Kozitskaya 2, W Ziebuhr 2, CP Speer 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik
  • 2Institut für Molekulare Infektionsbiologie, Würzburg, D

Fragestellung: Koagulase-negative Staphyokokken (konS) sind für mehr als 50% der Spät-Sepsis-Fälle bei sehr kleinen Frühgeborenen verantwortlich. Ein wesentlicher pathogenetischer Faktor bei katheterassoziierten Infektionen mit konS ist deren Fähigkeit zur Biofilmbildung auf künstlichen Oberflächen. Den genetischen Hintergrund für die Biofilmbildung bei Staphylokokken bildet das icaADBC-Gencluster. Gene dieses Operons werden bei Isolaten von Haut oder Schleimhaut gesunder Probanden nur selten nachgewiesen. Das Krankenhaus-Milieu stellt eine ideale ökologische Nische für multiresistente biofilmbildende konS dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung war nachzuweisen, ob das Personal neonatologischer Intensivstationen mit konS-Stämmen besiedelt ist, die einen Biofilm bilden und das icaC-Gen aus dem icaADBC-Operon tragen. Eine Übertragung der Stämme auf die Hochrisikogruppe der sehr kleinen Frühgeborenen durch das Personal ist vorstellbar.

Methodik: Bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden neonatologischen Intensivstationen der Universitäts-Kinderklinik Würzburg wurden tiefe Nasenabstriche entnommen und kultiviert. Bei allen isolierten Staphylokokken wurden ein Koagulase-Test und eine Empfindlichkeitstestung gegen Oxacillin mittels Agar-Diffusions-Test durchgeführt. Die Spezies-Differenzierung von 13 konS-Stämmen erfolgte durch DNA-Sequenzierung der 16S rRNA-Gene. Der Nachweis einer Biofilmbildung wurde mittels Mikrotiter-Assay mit Kristallviolettfärbung und Staphylococcus epidermidis-Stamm RP62A als Positivkontrolle geführt. Das icaC-Gen wurde mithilfe einer Polymerasekettenreaktion nachgewiesen.

Ergebnisse: Nasenabstriche wurden von 73 Mitarbeitern entnommen. Aus 70 Abstrichen konnten Staphylokokken angezüchtet werden. 51 von diesen 70 Isolaten (73%) waren konS. Von 13 differenzierten konS waren 11 (85%) Staphylococcus epidermidis und zwei Staphylococcus warneri. 5/51 (10%) der konS trugen das icaC-Gen, 7/51 (14%) bildeten in vitro einen Biofilm. Biofilmbildung und icaC-Expression wurden bei 2/51 (4%) der konS parallel nachgewiesen. 35/51 (69%) der konS zeigten eine Oxacillin-Resistenz.

Schlussfolgerung: Ein erheblicher Anteil von Mitarbeitern zweier neonatologischer Intensivstationen ist mit konS besiedelt, die als mögliche Virulenzfaktoren das icaC-Gen tragen und/oder einen Biofilm bilden. Die Oxacillin-Resistenz-Rate ist für Kommensalen bei gesunden Probanden hoch. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit stringenter hygienischer Maßnahmen, um das Risiko einer Infektion mit virulenten konS-Stämmen für sehr kleine Frühgeborenen zu minimieren.