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DOI: 10.1055/s-2005-871509
„Dry lung-Syndrom“-Folge eines Oligohydramnions ab 16 SSW
Einleitung: Ein langandauerndes Oligohydramnion ist für den Feten häufig mit erheblichen Komplikationen verbunden, wobei die Hauptgefahr in der Ausbildung einer Lungenhypoplasie liegt. Dabei kommt es zu einer Abnahme der Lungenflüssigkeit, die für eine normale Lungenentwicklung essentiell ist. Die Wahrscheinlichkeit der Lungenhypoplasie bei einem Oligohydramnion vor der 24. SSW beginnend, liegt bei 26–40%. Neugeborene mit einer Lungenhypoplasie präsentieren sich in den ersten Lebensstunden mit einer schweren respiratorischen Anpassungsstörung, wobei die höchste Lebensgefahr in den ersten 48 Stunden besteht. Ein in der Literatur beschriebenes, aber wenig beachtetes klinisches Bild nach Oligohydramnion ist das Dry lung-Syndrom. Ursächlich wird eine externe Kompression verbunden mit einer kontinuierlichen Abnahme von Lungenflüssigkeit mit einem nachfolgenden Kollaps der Atemwege bei dem Feten diskutiert. Losa et al. beschrieben als Charakteristika des Krankheitsbildes die Notwendigkeit einer postnatalen Beatmung mit sehr hohen Drücken, eine plötzliche Verbesserung der pulmonalen Situation nach 24–36 Stunden unter Ausschluss eines Atemnotsyndroms und einer Infektion.
Klinischer Fall: 42 jährige 4. Gravida, 4. Para, vorzeitiger Blasensprung in der 16. Schwangerschaftswoche. Sonographisch stellte sich im Verlauf wiederholt ein Oligohydramnion dar. Das Mädchen wurde spontan bei unaufhaltsamen Wehen nach 31+3 Schwangerschaftswochen geboren. NapH 7,35, Apgar7/8/8,Geburtsgewicht 1590g. Initial Versorgung mit CPAP-Atemhilfe. In den nächsten Stunden kommt zu einer CO2-Retention mit steigendem Sauerstoffbedarf, daraufhin ab der 4. Lebensstunde Intubation und SIMV-Beatmung, einmalige Surfactantgabe. Darunter war keine Besserung der respiratorischen Situation zu erreichen, sodass wir auf Hochfrequenzoszillations-Beatmung umstellten. Im Verlauf weiterhin O2-Bedarf von 100% und CO2-Retention. Aufgrund der nicht zu verzeichnenden Besserung der Beatmungssituation stellten wir erneut auf SIMV-Beatmung um. Ab der 9. Lebensstunde verzeichneten wir einen zügig abnehmenden O2-Bedarf, die Beatmung konnte reduziert werden und in der 25. Lebensstunde erfolgte die Extubation. Röntgenologisch schlossen wir eine Lungenhypoplasie aus. In der Echokardiographie zeigte sich in den ersten Lebensstunden eine pulmonale Hypertonie mit ausgeprägtem Rechts-Links-Shunt. Eine Infektion lag nicht vor.
Zusammenfassung: Der hier beschriebene Fall schildert ein Frühgeborenes von 31 Schwangerschaftswochen mit langanhaltendem Oligohydramnion. Eine zunächst vermutete Lungenhypoplasie konnten wir postnatal ausschließen. Die Kombination von initial hohen Beatmungsdrücken mit einer plötzlichen Verbesserung in den ersten 24–36 Lebensstunden ohne Gabe von Surfactant wird in der Literatur als Dry lung-Syndrom beschrieben. Diese Diagnose bedeutet für das Neugeborene eine gute Prognose, erfordert aber ebenso eine gut geplante, zügige Erstversorgung.