Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P69
DOI: 10.1055/s-2005-871520

Einfluss von Lipid-Extrakt-Surfactant und Einzelkomponenten auf die Phagozytosefähigkeit von Makrophagen

C Gille 1, B Spring 1, W Bernhard 1, CF Poets 1, C Dehio 2, T Orlikowsky 1
  • 1Universitätskinderklinik, Tübingen
  • 2Universität Tübingen, Mikrobiologie, Tübingen, D

Hintergrund: Die Phagozytose von Bakterien durch Makrophagen ist abhängig von lokalen Faktoren. Im Rahmen einer Infektion rekrutierte Blutmonozyten, die in die Alveole einwandern, kommen in Kontakt mit lokalem Surfactant-Milieu.

Hypothese: Surfactant-Präparate und -Einzelkomponenten reduzieren die Phagozytosekapazität von Makrophagen.

Methodik: Mononukleäre Zellen von gesunden Erwachsenen wurden aufgereinigt und mit Curosurf, Lipidextraktsurfactant aus Schweinelungen (Lipex), Dipalmitoylphosphatidylcholin (PC16:0–16:0) oder Palmitoylmyristoylphosphatidylcholin (PC16:0–14:0) inkubiert. Nach verschiedenen Inkubationszeiten wurden frische Präparationen von E. coli-HD5α im Verhältnis 50:1 zugegeben, die ein grünes Fluoreszenzprotein exprimieren (E.coli-gfp). Nach 45-minütiger Inkubation wurden Bakterien von Zellen getrennt und mittels CD14-PE-Antikörpern der Phagozytose-Index (PI; Anteil von CD14+gfp+ an CD14+ Zellen) durchflusszytometrisch bestimmt.

Ergebnisse: Nach 48-stündiger Inkubation mit Lipidextraktsurfactants (Curosurf, Lipex) war der PI gegenüber der Kontrolle von 52% (SD 9) auf 28% (SD 11) bzw. 35% (SD 3; p<0,05) reduziert. Nach Inkubation mit PC16:0–16:0 bzw. PC16:0–14:0 sank der PI auf 8% (SD 3) bzw. 13% (SD 2; p<0,005 vs. Kontrolle; p<0,05 vs. Lipex, bzw. Curosurf). Wurden zu 48 Stunden vorinkubierten Makrophagen Lipidextraktsurfactants mit E. coli-gfp gleichzeitig zugegeben, war der PI unbeeinträchtigt und lag insgesamt über dem von frischen Blutmonozyten (p<0,05). Im Gegensatz dazu bewirkten die Einzelkomponenten bei simultaner Zugabe mit Bakterien nach 48 Stunden bereits eine Reduktion des Phagozytoseindex auf 24% (SD 11) bzw. 15% (SD 6; p<0,005). Die Expression von CD14 war bei Inkubation mit Lipidextraktsurfactants und PC16:0–14:0 reduziert, bei PC16:0–16:0 unverändert. Schlussfolgerung: Die Phagozytosefähigkeit von Makrophagen in vitro wird durch 48-stündige Vorinkubation mit Curosurf und Lipex gehemmt, während die Surfactantkomponenten PC16:0–16:0 und PC16:0–14:0 diesen Effekt sofort und ausgeprägter vermitteln. Die Ergebnisse deuten an, dass Makrophagenfunktionen spezifisch durch Veränderungen von Surfactantbestandteilen beeinflusst werden können.