Pneumologie 2005; 59(9): 580
DOI: 10.1055/s-2005-915963
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Tuberkulose - Zuverlässige Einnahme von Medikamenten kann Resistenzbildung verhindern

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Publication Date:
19 September 2005 (online)

 

Eine effektive Therapie der Tuberkulose (TB) ist nur möglich, wenn die Patienten über lange Zeiträume zuverlässig ihre Medikamente einnehmen. Deshalb hat die WHO Programme initiiert, bei denen die Medikamenteneinnahme unter direkter Aufsicht ("directly observed therapy" - DOT) erfolgt. Ob dadurch auch ein günstiger Effekt auf die Resistenzlage erzielt werden kann, wurde nun untersucht.

K. DeRiemer und Mitarbeiter, Stanford/USA, prüften prospektiv die Auswirkung eines DOT-Programms auf die Ausbreitung von resistenten TB-Stämmen (Lancet 2005; 365: 1239-1245). Ihre Bevölkerungsstudie fand von 1995 bis 2000 in Mexiko statt. Dort war 1996 an einer Stichprobe von 436 Patienten ein DOT-Programm der WHO gegen die Tuberkulose gestartet worden. Die Autoren prüften zusätzlich die Auswirkung des DOT-Programms auf die Ausbreitung (Umgebungsinfektionen) und die Prognose der TB. Zum Einsatz kam eine feste Medikamentenkombination, die eventuelle Resistenzen nicht berücksichtigte ("first line treatment"). Patienten, die wegen einer Resistenz therapierefraktär wurden, mussten in ein gesondertes Programm transferiert werden.

Die Rate der neu diagnostizierten TB-Fälle halbierte sich während des Programms. Außerdem reduzierte sich die Rate der Umgebungsinfektionen unter der überwachten Therapie um 62,6%. Obwohl das Medikationsschema nicht speziell adaptiert war, kam es auch zu wesentlich weniger Resistenzfällen. Die Zahl der neu aufgetretenen Fälle mit einer Resistenz gegen ein Medikament fiel um 84%. Ohne das DOT-Programm war es jährlich zu 5 neuen Fällen mit multiresistenten Erregern gekommen. Am Ende des Programms (2000) trat kein Fall mehr auf. Problematisch blieb allerdings die mit bis zu 17% sehr hohe Mortalität bei Patienten mit einer Resistenz.

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