Kooperation zwischen sozialpsychiatrischem Dienst und psychiatrischem Krankenhaus vor und nach Implementierung der psychiatrischen Institutsambulanz

Zusammenfassung

Fragestellung: In den Richtlinien für die Förderung der Sozialpsychiatrische Dienste (SpDi) wird gefordert, dass eine enge Kooperation des SpDi mit der stationären Psychiatrie erfolgen muss. Uns interessierte erstens, ob sich die Kooperationszufriedenheit der 9 SpDi's im Einzugsgebiet mit der psychiatrischen Klinik am Bezirksklinikum Regensburg (BKR) von der Kooperationszufriedenheit der 4 SpDi's in den Landkreisen Ravensburg und Bodensee mit dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Weissenau unterscheidet. Zweitens wollten wir wissen, ob sich die Kooperationszufriedenheit der SpDi's nach Abschluss eines Kooperationsvertrages und Zusammenarbeit mit der ab April 2002 neu eingerichteten psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) des ZfP Weissenau verändert. Methode: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 9 SpDi's im Einzugsgebiet des BKR und der 4 SpDi's im Einzugsgebiet des ZfP Weissenau schätzten anhand von 32 Items eines standardisierten Fragebogens ihre Kooperationserwartungen an und ihre Kooperationszufriedenheit mit dem jeweiligen Versorgungskrankenhaus ein. Vom ZfP Weissenau wurde die Befragung zweimal, 12 Monate vor und 15 Monate nach der Eröffnung der PIA durchgeführt. Ergebnisse: Bei vergleichbaren Kooperationserwartungen an die psychiatrische Klinik war die Kooperationszufriedenheit der SpDi's mit dem ZfP Weissenau zu beiden Messzeitpunkten signifikant höher als mit der psychiatrischen Klinik des BKR. Die Kooperationszufriedenheit der SpDi's mit dem ZfP Weissenau verbesserte sich nochmals signifikant bei der zweiten Befragung 15 Monate nach Eröffnung der PIA des ZfP Weissenau, wobei sich die drei deutlichsten Verbesserungen bei den Items „gemeinsame Therapieangebote”, „gemeinsame Fortbildungen” und „gegenseitige Hospitationen” zeigten. Schlussfolgerung: Die SpDi's in den Landkreisen Ravensburg und Bodensee waren mit der Klinikkooperation zufriedener als die SpDi's im Einzugsgebiet der psychiatrischen Klinik am BKR. Die Zufriedenheit verbesserte sich nochmals nach Abschluss eines Kooperationsvertrages und Zusammenarbeit mit der PIA des ZfP Weissenau. Von einer engen Kooperation zwischen SpDi und PIA als zentralem Bindeglied zwischen stationärer und ambulanter Behandlung können beide Organisationen und dadurch auch die von ihnen versorgten Patienten profitieren.

Abstract

Objective: In the guidelines for the support of social psychiatric services (SPS) it is claimed that the SPS has to co-operate closely with the psychiatric hospital. Our first objective was, whether there is a difference in satisfaction with co-operation between the nine SPS in the catchment area with the psychiatric clinic of the district hospital Regensburg (DHR) and the four SPS in the districts Ravensburg and Bodensee with the centre for psychiatry (CfP) Weissenau in Ravensburg. Secondly, we examined whether the satisfaction with co-operation of the SPS changes after the implementation of a psychiatric hospital out-patient service (PHOS) in April 2002 including a collaboration agreement with the SPS. Method: The whole staff of the nine respective four SPS in the catchment area of the DHR respective CfP Weissenau/Ravensburg rated their expectation and their satisfaction of co-operation with the hospital by answering a 32 items questionnaire. The questionnaire was used twice in Ravensburg 12 months before and 15 months after the implementation of the PHOS. Results: The expectations were comparable in both areas. However, the satisfaction with co-operation was significantly higher both times in Weissenau/Ravensburg than in Regensburg. The satisfaction of the SPS was again significantly higher fifteen months after the implementation of the PHOS of the CfP Weissenau in Ravensburg. The three highest improvements arose in the items “common therapy offers”, “common advanced education”, and “interdisciplinary work assignments”. Conclusion: The SPS in the catchment area Ravensburg and Bodensee were more satisfied with the co-operation with the CfP Weissenau than the SPS in the catchment area of the psychiatric clinic of the DHR. The satisfaction improves further after the conclusion of the agreement and collaboration with the PHOS of the CfP Ravensburg. Both SPS and PHOS as central link between in-patient and out-patient care may benefit from a close co-operation of their organisations and thus the patients they are responsible for may benefit, too.

Kooperation - Sozialpsychiatrischer Dienst - ambulante und stationäre Versorgung - Psychiatrische Institutsambulanz - Qualitätssicherung - Nutzerzufriedenheit

Co-operation - social psychiatric service - in-patient care - out-patient care - psychiatric hospital outpatient service - quality assurance - user satisfaction

Literatur

• 1 Schmidt-Michel P O, Konrad M, Schäffer A. Kooperation zwischen psychiatrischer Klinik und Sozialpsychiatrischen Diensten - ein erneuter Versuch.  Krankenhauspsychiatrie. 1990;  1 83-87
• 2 Mitzlaff S, Wegner E L. Kooperationshindernisse bei psychiatrischer und psychosozialer Nachsorge: Organisatorische und soziologische Aspekte.  Psychiat Prax. 1985;  12 130-135
• 3 Spengler A. Psychiatrische Institutsambulanzen. Ein Überblick.  Nervenarzt. 2003;  74 476-480
• 4 Köhler-Offierski A. Arbeitsbericht aus einer Institutsambulanz.  Psychiat Prax. 1989;  16 14-18
• 5 Kulenkampff C. Der sozialpsychiatrische Dienst - Stellung und Aufgaben in der Gemeindepsychiatrie.  Gesundheitswesen. 1986;  45 532-535
• 6 Kamcili S, Nathow R. Ist der Sozialpsychiatrische Dienst am Ende?.  Psychiat Prax. 1995;  22 257
• 7 Banger M, Wellnitz M, Gastpar M. Der Hausbesuch im Kontext der aufsuchenden Sozialarbeit einer psychiatrischen Institutsambulanz.  Psychiat Prax. 2004;  31 198-202
• 8 Kalthoff J. Sozialpsychiatrische Leistungserbringung als kommunale Aufgabe.  Gesundheitswesen. 2002;  64 108-112
• 9 Thalmaier-Scholz A. Regionalisierung: Der Anfang vom Ende eines Großkrankenhauses. In: Berger H, Schirmer U (Hrsg). Sozialpsychiatrische Dienste. Entwicklung, Konzepte, Praxis. Freiburg: Lambertus 1993: 184-193
• 10 Ziegler K. Kooperationsbeziehungen zwischen Bezirkskrankenhaus und Sozialpsychiatrischem Dienst. Versuch einer Erinnerung und Ortsbestimmung. In: Berger H, Schirmer U (Hrsg). Sozialpsychiatrische Dienste. Entwicklung, Konzepte, Praxis. Freiburg: Lambertus 1993: 174-183
• 11 Kallert W, Leiße M, Kreiner B, Bach O. Erwartungen an Versorgungsleistungen Sozialpsychiatrischer Dienste im Freistaat Sachsen.  Fortschr Neurol Psychiat. 1997;  65 461-472
• 12 Spießl H, Schön D, Cording C. Zusammenarbeit sozialpsychiatrischer Dienste mit der psychiatrischen Klinik.  Psychiat Prax. 2000;  27 160-164
• 13 Spießl H, Schön D, Cording C, Klein E. Erwartungen und Zufriedenheit sozialpsychiatrischer Dienste im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit der psychiatrischen Klinik.  Fortschr Neurol Psychiat. 2000;  68 557-563
• 14 Spießl H, Schön D, Cording C, Klein E. Ansätze zur Verbesserung der Zusammenarbeit von psychiatrischer Klinik und sozialpsychiatrischen Diensten.  Krankenhauspsychiatrie. 2001;  12 56-59
• 15 Hübner-Liebermann B, Spießl H, Spindler P, Cording C. Verbesserte Erfassung des Behandlungsprozesses mit einer modifizierten BADO.  Krankenhauspsychiatrie. 2000;  11 102-104
• 16 Spießl H, Straube D, Neulinger H, Hübner-Liebermann B, Schön D. Patienteninformationsblatt bei Entlassung aus der psychiatrischen Klinik.  Krankenhauspsychiatrie. 2001;  12 129-130
• 17 Längle G, Welte W, Renner G, Roesger U, Waschulewski H. Kooperationsleitlinien - ein Beitrag zur Entwicklung der Prozessqualität in der gemeindepsychiatrischen Versorgung.  Gesundheitswesen. 1998;  60 148-153
• 18 Friboes R M. Soziotherapie gemäß § 37a SGB V. Psychiatrische Indikation, Leistungsbeschreibung und sozialrechtlicher Hintergrund.  Nervenarzt. 2003;  74 596-600
• 19 Melchinger H, Machleidt W. Ambulante Soziotherapie als Kassenleistung - ein Schritt nach vorn in der Psychiatriereform.  Krankenhauspsychiatrie. 2003;  14 107-112