Geburtshilfe Frauenheilkd 2005; 66 - P8_3
DOI: 10.1055/s-2005-920859

Die Ultraschall (US)-geführte Vakuumbiopsie (VB) der Brust: Entwicklung eines Simulationsmodells, Auswertung von Patientinnenuntersuchungen, Erarbeitung des Indikationsspektrums und Konsensusempfehlung zur Anwendung der Methode

U Krainick-Strobel 1
  • 1Frauenklinik, Universitäts-Brustzentrum, Universitätsklinikum Tübingen, D-Tübingen

Einleitung:

Die in der Mammadiagnostik gängigen Verfahren der Diagnosesicherung mittels Hochgeschwindigkeits-Stanzbiopsien werden seit einiger Zeit durch großlumigere Vakuumbiopsie (VB)-Verfahren ergänzt. In Kombination mit hochauflösendem US können großlumige VB Verfahren zur präziseren Diagnosesicherung und minimalinvasiven Exstirpation benigner Mammaläsionen eingesetzt werden.

Methode:

In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Textil- und Verfahrenstechnik in Denkendorf wurde ein Gel-Simulationsmodell entwickelt, mit dem die Entfernung benigner Mammaläsionen (z.B. Fibroadenom) mittels VB imitiert werden kann. Hergestellt wurden zweigelappte ovaläre Modelle aus flexiblem, schneidbarem Kunststoffmaterial. Weitere Anforderungen waren gute Schallreflexion bei geringer dorsaler Schallauslöschung. Ausgewähltes Modell: Elastosil RT625 (2-Komponenten-Siliconkautschuk). Das Modell wurde in Gußformen von 4mm bis 20mm Längsachse produziert. Die Modelle wurden in Putenfleisch implantiert und unter 2D- und 3D-US mit 11 G- und 8 G-Nadeln vakuumbiopsiert. Nach Annahme sonographischer Komplettentfernung wurden 6 weitere Zylinder entnommen und die Biopsiehöhle auf Residuen inspiziert.

Parallel wurde die großlumige 8-G VB-Nadel in die Klinikroutine eingeführt. Weiterhin wurden retrospektiv die Anwendererfahrungen bei der sonographischen Komplettexstipation vom Fibroadenomen durch die VB durch die Arbeitsgemeinschaft Minimalinvasive Mammainterventionen (AG MiMi) der Deutschen Gesellschaft für Senologie ausgewertet (Hahn et al, Gebfra 2004).

Ergebnisse:

Die Mindestanzahl zu entfernender Zylinder pro Tumorvolumen, die maximale Tumorgröße zur Komplettexzision und die optimale Nadelgröße wurden ermittelt. Es wurden Normkurven angefertigt, die die zu entfernende Zylinderanzahl pro Befundlängsachse für die jeweilige Nadelgröße angeben. Befunde bis zu einer Längsachse von 10–12mm können sonographisch mit der 11 G-Nadel exstirpiert werden, Befunde mit einer Längsachse bis 18mm mit der 8 G-Nadel. Die 3 D-US Kontrolle trug nicht signifikant zur Präzisierung der Untersuchung bei. Die 8G-Nadel ermöglicht bei gleicher Komplikationsrate eine schnellere und vollständigere Exstirpation eines Befundes, da die Gewebefraktionierung deutlich geringer ist. Die Ergebnisse am Gel-Modell korrelieren mit denen der retrospektiven Patientinnenauswertung. Benigne Befunde bis ca. 20mm sind durch die VB exstirpierbar.

Zusammenfassung:

Die angefertigten Normkurven mit dem Gel-Putenphantom geben dem Kliniker eine Hilfe bei der Durchführung von VBs mit dem Ziel der sonographischen Komplettentfernung. Beide Nadelgrößen sind in die Klinikroutine integrierbar, wobei die 8-G Nadel geeigneter bei Mikrobiopsien mit dem Ziel der Komplettentfernung zu sein scheint. Die Modelldaten decken sich mit den Anwendererfahrungen der AG MiMi und wurden mit einbezogen in die Erstellung einer Konsensusempfehlung zu Anwendung und Indikationen der VB unter US-Sicht.