Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(6): 608
DOI: 10.1055/s-2005-923498
Aktuelle Meldungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Morbus Paget: schnelle und lang anhaltende Wirkung von Zoledronsäure

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 January 2006 (online)

 

Zur Therapie des Morbus Paget steht mit Zoledronsäure 5 mg Infusionslösung[1] seit Mai 2005 in Deutschland ein Medikament zur Verfügung, das mit einer Gesamtresponderrate von über 95% bei 100%iger Compliance den bisherigen Bisphosphonaten deutlich überlegen ist. Dies zeigen die beiden multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Zulassungsstudien[2] von Zoledronat. Einschlusskriterien der Studien, an denen insgesamt 349 Patienten (Alter über 30 Jahre) teilnahmen, waren ein radiologisch nachgewiesener Morbus Paget sowie 2fach über dem oberen Normwert liegende Alkalische Phosphatase (AP)-Serumspiegel. Die Patienten erhielten entweder eine intravenöse Einzelinfusion von 5 mg Zoledronsäure über 15 Minuten sowie Plazebotabletten für 60 Tage oder eine einmalige Plazeboinfusionslösung und oral 30 mg Risedronat einmal täglich über 60 Tage. Zusätzlich wurden! 2-mal täglich 500 mg Kalzium und 400-1000 I.E./d Vitamin D verabreicht.

Gute Wirksamkeit unabhängig von Alter, Schweregrad und Schmerzen

Das Therapieansprechen (Response) war definiert als eine Normalisierung der AP nach 6 Monaten oder eine Reduktion der AP um mindestens 75% gegenüber dem Ausgangswert. Bei der Einzelinfusion von 5 mg Zoledronat zeigten sich bereits nach 28 Tagen Responderraten von 20%. Bei täglicher oraler Gabe von Risedronat hingegen war nach 28 Tagen nur bei 1% der Patienten ein Therapieansprechen zu verzeichnen. Nach 6 Monaten sprachen 96% der Patienten der Zoledronat-Gruppe auf die Therapie an, unter Risedronat nur 74%. Die bessere Wirksamkeit von Zoledronat war zudem unabhängig von Patientenparametern wie Alter, Schweregrad der Erkrankung (gemessen am AP-Serumspiegel) sowie Schmerzen. "Eine Verbesserung der Lebensqualität zeigte sich in der Zoledronat-Gruppe in allen untersuchten Parametern", betonte Prof. Andreas Kurth, Frankfurt/Main auf einer Pressekonferenz[3] im Oktober 2005 in Berlin.

Hohe Responderraten sogar 2 Jahre nach der Einzelinfusion

Am Ende der beiden 6-monatigen Studien konnten die Patienten aus beiden Therapiegruppen, die als Responder klassifiziert worden waren, an einer Nachbeobachtungsstudie teilnehmen, in der die Zeit bis zum Wirkverlust des jeweiligen Medikaments gemessen wurde. In der Risedronat-Gruppe nahm die Responderrate bei der ersten Kontrolle (6 Monate nach Beginn der Nachbeobachtungsphase) auf unter 80% ab und sank bis zur dritten Kontrolle (18 Monate nach Beginn der Nachbeobachtungsphase) auf unter 20%. In der Zoledronat-Gruppe hingegen zeigten sich selbst bei der dritten Kontrolle noch Responderraten von 95%, was auf eine lange Wirkdauer von Zoledronat hinweist.

Initiale Nebenwirkungen klingen rasch ab

Die häufigsten unerwünschten Ereignisse unter Zoledronsäure waren grippeähnliche Symptome, die vor allem in den ersten 3 Tagen nach Infusionsverabreichung auftraten und sich ab dem 4. Tag wieder zurückbildeten. Ab dem 4. Tag entsprach die Verträglichkeit von Zoledronat der von Risedronat, so Kurth.

Um einer transienten Hypokalziämie vorzubeugen, wird mindestens während der ersten 10 Tage nach Infusion von Zoledronsäure 5 mg eine Gabe von Kalzium (2x täglich 500 mg) und Vitamin D (400-1000 I.E./d) empfohlen.

Morbus Paget - noch immer häufig nicht diagnostiziert und therapiert

Morbus Paget ist die zweithäufigste Knochenstoffwechselerkrankung, wird jedoch nur selten diagnostiziert und therapiert. Um ein erstes Bild von Prävalenz und aktueller Therapie des Morbus Paget zu bekommen, wurden an alle BVO-Mitglieder Fragebögen[4] für alle Verdachtsfälle und neu diagnostizierte Patienten verteilt. Die Hoffnung ist eine Sensibilisierung der Ärzte für die Diagnostik und Therapie von Morbus Paget und damit die Optimierung der Versorgungslage. Von Zoledronsäure können vor allem neu diagnostizierte und erneut zu therapierende Patienten sowie die Patienten, die bisher nur symptomatisch mit Schmerzmitteln behandelt wurden, profitieren.

7 Aclasta® 5 mg Infusionslösung, Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

8 Reid IR, et. al., N Engl J Med 2005; 353:898-908

9 Pressekonferenz, veranstaltet von Novartis, im Oktober 2005 in Berlin

10 Ein Projekt des BVO mit Unterstützung der Novartis Pharma GmbH Deutschland

    >