Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2(4): 236-241
DOI: 10.1055/s-2005-926184
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HRT als "karzinogen" klassifiziert: Ist eine Therapie noch sinnvoll? [*]

A. O. Mueck
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Publication Date:
18 January 2006 (online)

 

Kombinierte Östrogen/Gestagen-Präparate in Form der Hormonsubstitution (HRT) oder auch der hormonalen Kontrazeption (OC) wurden kürzlich von der WHO als "karzinogen" klassifiziert. Nach den Stellungnahmen verschiedener Fachgesellschaften dürfte dies aufgrund der Risiken ungewollter Schwangerschaften für die OC derzeit nur ausnahmsweise zu praktischen Konsequenzen führen. Schwieriger gestaltet sich die diesbezügliche Beurteilung der HRT.

Die neue Klassifikation durch die IARC (International Agency for Research on Cancer) beinhaltet keine Nutzen/Risiko-Analysen, wie diese Arbeitsgruppe der WHO selbst explizit feststellt. Entsprechend kritisch muss man eine solche Einstufung der Hormone bewerten, wonach HRT wie OC nun in die gleiche Klasse wie Asbest und Tabak eingestuft wurden, im übrigen auch Präparate wie Acetylsalizylsäure und Tamoxifen (vgl. S. 233)

Die Klassifizierung bedeutet nicht, dass die Medikation abgesetzt werden soll. Darauf wird speziell für die "Pille" angesichts der Probleme und Risiken von ungewollten Schwangerschaften hingewiesen. Für die HRT existiert jedoch die Empfehlung, diese möglichst nur kurz anzuwenden und die Indikationsstellung regelmäßig zu überprüfen. Diese Empfehlung resultiert vor allem aus der Beurteilung des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen, für Brustkrebs und den Möglichkeiten von Alternativen. Die folgende detaillierte Betrachtung zeigt jedoch, dass auch für die HRT der Nutzen im individuellen Fall überwiegen kann, auch für eine Langzeittherapie.

01 ) Zusammenfassung zweier Vorträge anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Senologie am 8.-10.9. 2005 in Stuttgart

01 ) Zusammenfassung zweier Vorträge anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Senologie am 8.-10.9. 2005 in Stuttgart

Prof. Dr. Dr. Alfred O. Mueck

Universitäts-Frauenklinik, Tübingen

Email: Endo.Meno@med.uni-tuebingen.de

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