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DOI: 10.1055/s-2006-924046
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Nachsorge beim Mammakarzinom und gynäkologischen Malignomen
Publication History
Publication Date:
20 April 2006 (online)
Allgemeiner Teil
Krebserkrankungen sind schicksalhafte Einschnitte im Leben einer Frau mit zumeist weitreichenden Veränderungen sowohl für die Betroffene selbst als auch für Personen ihrer direkten Umgebung. Die individuelle Lebensplanung, zuvor gefasste Lebensentscheidungen und der Sinn des Lebens werden infrage gestellt, die Zukunft als unsicher und nicht mehr berechenbar empfunden.
Die Nachsorge der Patientin mit Mammakarzinom oder gynäkologischem Malignom soll vorzugsweise die physische und psychische Gesundung sowie die psychosoziale Rehabilitation unterstützen. Sie umfasst alle Maßnahmen zur Genesung der Patientinnen nach oder während länger dauernder Primärtherapie. Dazu gehören die Früherkennung von Rezidiven und Metastasen sowie das Erkennen und die Therapie von Behandlungsfolgen. Über diese Ziele hinaus wird mit der Nachsorge der Erfolg der Primärtherapie überprüft.
Ziele der Nachsorge
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Unterstützung der physischen und psychischen Gesundung und der psychosozialen Rehabilitation.
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Frühe Erkennung lokoregionärer Rezidive.
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Diagnose und Therapie von Nebenwirkungen und Toxizitäten der Behandlung der vorausgegangenen Krebserkrankung.
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Gezielte Suche nach Fernmetastasen bei Beschwerden oder begründetem Verdacht.
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Überprüfung des Erfolgs der Primärtherapie.
Der Verlauf der Karzinomerkrankung
Der Verlauf der Tumorerkrankung wird in Phasen eingeteilt, die abhängen vom Alter, primärem Tumorstadium und Behandlung. |
Die Nachsorge beginnt zum Teil nach oder während der Primärtherapie
Schon während der Primärtherapie kann die Nachsorge beginnen, v. a. bei hormonrezeptorpositiven Frauen. |
Exakte Informationen über die Anzahl der primär erkrankten Frauen, der Frauen in aktueller Therapie oder Frauen mit Metastasen/Rezidiv bzw. der karzinombedingten Todesfälle sind nicht verfügbar. Für gesundheitspolitische Kosten-Nutzen-Analysen sind diese Zahlen aber unabdingbare Voraussetzung. Basierend auf den Informationen aus verschiedenen Krebsregistern lebten im Jahr 2004 schätzungsweise 360 000 Frauen in der Lebensphase nach primärem Mammakarzinom, teilweise mit adjuvanter Hormontherapie, bzw. 55 000 Frauen waren an einem Mammakarzinom-Rezidiv oder ‐Metastasen erkrankt, 62 000 Frauen befanden sich in der Lebensphase nach primärem Endometriumkarzinom, 12 000 Frauen hatten ein Endometriumkarzinom-Rezidiv oder ‐Metastasen [2] (Tab. [2]).
Tab. 2 Nachweis von Metastasen/Rezidiv geschätzt in BRD (2004) ohne Nachweisabsolut mit Nachweisabsolut MCa 360 000 55 000 ECa 62 000 12 000 OCa 17 000 16 000 CxCa 22 000 7 000 Vul/VagCa 5 000 2 200 465 000 92 000Die Datenlage
Die Datenlage zur Nachsorge ist noch unzureichend. |
Ein verlängertes Überleben durch intensive Tumornachsorge wurde bisher in keiner prospektiv-randomisierten Studie, Metaanalyse oder systematischem Review nachgewiesen. |
Die Zusammenstellung von Nachsorgeschemata stößt auf Grund der fehlenden eindeutigen Evidenz auf Schwierigkeiten und ist dementsprechend zu einem Großteil auf Expertenmeinungen und Konsensus von Fachgesellschaften in Form von Leit- oder Richtlinien angewiesen. Insbesondere fehlt eine Differenzierung mit Stadienadaptation.
Nachsorgeschemata werden als Konsensus von Fachgesellschaften in Form von Leit- und Richtlinien erstellt. Sie sind nicht mehr starr apparatetechnisch orientiert. |
Wie sollte die Nachsorge für diese Patientin mit Mammakarzinom oder gynäkologischen Malignomen durchgeführt werden?
Individuell ausgerichtete, risiko- und erkrankungsadaptierte Nachsorge
Die Nachsorge sollte individuell ausgerichtet und risiko- bzw. erkrankungsadaptiert sein und von einem Arzt durchgeführt werden. Sie enthält: Informationsgespräch, Anamnese, klinisch-symptomorientierte Therapie, Dokumentation. |
Als Konsequenz aus den wenigen prospektiven Nachsorgestudien und den aktuellen gesundheitspolitischen Einflussfaktoren hat sich ein klinisch-orientiertes strukturiertes Nachsorgekonzept nach potenziell kurativer Primärtherapie entwickelt. Im Vordergrund steht die individuelle Ausrichtung mit einem informativen Gespräch, einer ausführlichen, strukturierten Anamneseerhebung und einer klinischen, symptomorientierten Untersuchung. Nur bei klinischem Hinweis oder Symptomen besteht die Notwendigkeit einer apparativen Diagnostik. Der Begriff der „Sprechenden Medizin“ mit persönlicher Betreuung tritt mehr in den Vordergrund und wird als der wichtigste Aspekt der professionellen ärztlichen Tätigkeit anerkannt. Im Vordergrund der Nachsorge stehen die Bedürfnisse der Patientin. Handlungsmaxime sind die Verbesserung der Heilungschancen oder Lebensverlängerung und/oder Verbesserung bzw. Erhaltung der Lebensqualität.
Die Tumornachsorge unterteilt sich in einen „allgemeinen Teil“
Der allgemeine Teil der Nachsorge umfasst: Betreuung und Information über Nebenwirkungen und Begleiterkrankungen, Schulung und Information. |
Soziale Hilfestellungen umfassen die berufliche und soziale Reintegration und die Förderung der sozialen Kompetenz und des Selbstbewusstseins. Zentraler Punkt der Patientinnen-orientierten gynäkologisch-onkologischen Nachsorge ist die psychologische Intervention
Die psychologische Intervention ist der zentrale Punkt der Nachsorge. |
Dr. med. Hilde Kreis
Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
Universitätsstraße 21 - 23
91054 Erlangen
Email: hilde.kreis@gyn.imed.uni-erlangen.de