Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223(1): 15-16
DOI: 10.1055/s-2006-926660
Laudatio

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zum 65. Geburtstag von Herrn Prof. Dr. med. Herbert Kaufmann

For Prof. Herbert Kaufmann's 65th BirthdayB. Lorenz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. März 2006 (online)

Prof. Dr. med. Herbert Kaufmann ist zweifellos einer der herausragendsten Strabologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und des Beginns des 21. Jahrhunderts in Deutschland und in Europa. Nach Medizinstudium in Bonn und München war er von 1968 bis 1978 an der Universitätsaugenklinik Bonn tätig, wo er sich 1973 unter dem damaligen Direktor der Bonner Augenklinik, Herrn Prof. Straub, habilitierte. 1978 wurde er auf eine C3-Professur und zum Direktor der Universitätsaugenklinik für Schielbehandlung und Neuroophthalmologie nach Gießen berufen. Mit dieser Position war auch die Leitung der Lehranstalt für Orthoptistinnen in Gießen verbunden, die die größte Einrichtung dieser Art in Deutschland darstellt. 1997 erfolgte die Berufung auf eine C4-Professur gleicher fachlicher Ausrichtung und den damit verbundenen Lehrstuhl an der gleichen Klinik. Damit ist Prof. Kaufmann der einzige deutsche Strabologe, der einen ophthalmologischen Lehrstuhl innehat. 2001 wurde ihm nach der Emeritierung von Prof. Jacobi zusätzlich die kommissarische Leitung des Direktorats der Augenklinik, Bereich Allgemeine Augenheilkunde, in Gießen übertragen.

Prof. Kaufmann war Gründungsmitglied der Bielschowsky-Gesellschaft und von 1997 bis 2001 Vorsitzender der Bielschowsky-Gesellschaft.

Zweimal richtete Prof. Kaufmann eine Tagung der Bielschowsky-Gesellschaft aus, 1997 und 2005. 1997 waren experimentelle und klinische Amblyopieforschung, Stereopsis (Pathophysiologie) und apparative Refraktometrie Hauptthemen, 2005 Neuroophthalmologie, Sehschärfe, Amblyopie und Operative Schielbehandlung Schwerpunktthemen. Der Kongress 2005 war die dritte gemeinsame Tagung zusammen mit dem Berufsverband der Orthoptistinnen Deutschlands, ein sichtbares Zeichen der äußerst fruchtbaren Kooperation zwischen Strabologen und Orthoptistinnen in Deutschland.

Von 1990 bis 1997 war Prof. Kaufmann Leiter des Arbeitskreises Strabismus mit jährlichen Tagungen in Wiesbaden. Seit 2005 ist er Mitglied der Programmkommission der jährlich stattfindenden Tagungen der Akademie der Augenärzte Deutschlands (AAD) und gestaltet hier federführend die traditionell am Samstag stattfindende, hoch geschätzte strabologisch-neuroophthalmologische Vorlesungsreihe, einer Einrichtung, die die früher in Wiesbaden stattfindenden Fortbildungsveranstaltungen für Augenärzte und Orthoptistinnen ablöste.

Prof. Kaufmann war von 1982 bis 1987 Schriftführer und von 1987 bis 1991 Vizepräsident der European Strabismological Association (ESA). 1987 richtete er die Jahrestagung der ESA in Gießen aus. Von 1987 bis 1993 war er Herausgeber der Proceedings der ESA.

Prof. Kaufmann ist Mitherausgeber von Ophthalmologica und den Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde. Darüber hinaus ist er Autor von zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und insbesondere Herausgeber des Handbuches Strabismus, das inzwischen in seiner 3. Auflage vorliegt und als das größte deutschsprachige Standardwerk für die Strabologie gilt.

Prof. Kaufmann hat sich insbesondere auch berufspolitisch stark engagiert und war aufgrund seiner Tätigkeiten in engem Kontakt mit dem Berufsverband der Augenärzte Deutschland (BVA) essenziell an der Strukturierung der Strabologie-Neuroophthalmologie in Deutschland beteiligt.

Einige Male hatte ich Gelegenheit, Prof. Kaufmann in seiner Klinik in Gießen zu besuchen. Dabei war klar zu erkennen, dass es ihm in vorbildlicher Weise gelungen ist, die von ihm geleitete Klinik für Strabologie und Neuroophthalmologie zur größten strabologischen Klinik Deutschlands auszubauen. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland haben hier ihre strabologischen Kenntnisse erworben und vertieft. Es bleibt zu hoffen, dass es trotz der großen Umstrukturierungen sowohl im Gesundheitswesen als auch in den Universitäten in Deutschland gelingen wird, die Klinik entsprechend der traditionellen und sehr erfolgreichen Ausrichtung, wohl aber unter gleichzeitiger Berücksichtigung der modernen Herausforderungen weiterzuführen.

Mit Prof. Kaufmann wird im Rahmen seiner bevorstehenden Emeritierung zweifellos eine außergewöhnliche Persönlichkeit die Szene der Strabologie und Neuroophthalmologie verlassen, wenngleich zu hoffen ist, dass er dem Fach auch noch nach seiner Zeit als Direktor der Klinik und Poliklinik für Strabologie und Neuroophthalmologie verbunden bleiben wird. Im Namen der Bielschowsky-Gesellschaft und auch ganz persönlich möchte ich Herrn Prof. Kaufmann herzlich danken für alles, was er für das Fach Strabologie-Neuroophthalmologie in Deutschland geleistet hat und auch noch leistet, und ihm wünschen, dass er den bevorstehenden neuen Lebensabschnitt entsprechend seinen Wünschen gestalten kann.

Ad multos annos!

Prof. Dr. med. Birgit Lorenz

Leiterin der Abteilung für Pädiatrische Ophthalmologie, Strabismologie und Kinderophthomologie, Klinikum der Universität Regensburg

Franz-Josef-Strauss-Allee 11

93053 Regensburg

eMail: birgit.lorenz@klinik.uni-regensburg.de