Zusammenfassung
Ziel der Studie: Viele Hausärzte beteiligen sich mittlerweile am ersten DMP zum Diabetes mellitus
Typ 2. Es wird untersucht, wie sich die Diabetiker, die in dieses Programm eingeschlossen
werden, von denen unterscheiden, die nicht teilnehmen, und welche Gründe zum Einschluss
bzw. Nichteinschluss führen. Methodik: Bei 10 Hamburger Hausärzten wurden je 10 zufällig ausgewählte Diabetiker aus der
Gruppe der Teilnehmer am DMP und der Nichtteilnehmer ausgewählt. Es wurden anonymisiert
der HbA1c vor Einschluss, das Vorhandensein einer Insulintherapie und Begleiterkrankungen
sowie die Sprachkenntnisse dokumentiert. Die Ärzte wurden zu Compliance des Patienten
und ihren Entscheidungskriterien befragt. Die Hypothese für den primären Endpunkt
lautete: Nicht eingeschlossene Diabetiker unterscheiden sich von eingeschlossenen
durch einen schlechteren HbA1c-Wert. Ergebnisse: Die Hypothese konnte nicht bestätigt werden. In beiden Gruppen liegen ähnlich gute
HbA1c-Werte vor (7,0 DMP-Teilnehmer, 7,3 Nichtteilnehmer). Die Teilnehmenden unterscheiden
sich von den nicht Teilnehmenden statistisch signifikant durch ein niedrigeres Alter
und eine bessere Compliance. In der Subgruppe der unter 70-Jährigen haben die im DMP
eingeschlossenen Diabetiker außerdem tendenziell einen besseren HbA1c-Wert und erhalten
häufiger Insulin (n. s.). Schlussfolgerungen: Bei einer Reihe von Patienten erfolgt der Nichteinschluss ins DMP aus nachvollziehbaren
und guten Gründen. Zwei Fragen stellen sich für nachfolgende Untersuchungen: In welchem
Umfang werden Patienten ins DMP eingeschlossen, die so gut betreut sind, dass keine
maßgeblichen Verbesserungen zu erwarten sind? In welchem Umfang werden Patienten mit
schlechter Compliance nicht eingeschlossen, obwohl sie in besonderem Maße profitieren
könnten?
Abstract
Aim: The disease management programme for diabetes mellitus type 2 (DMP) is joined by
many General Practitioners. Aim of the study is to compare patients included in this
programme with patients not included and to explore reasons for the selection. Methods: 10 GPs in Hamburg participated. From each patient list 10 participants in the DMP
and the same number of non-participants were randomly selected. HbA1c before start
of the programme, presence of insulin therapy, comorbidity and language skills were
documented. GPs reported their estimation of the compliance and their reasoning in
the selection process. The hypothesis for the primary endpoint was: Diabetics not
included have a worse HbA1c value than those included in the DMP. Results: The hypothesis was not confirmed. In both groups similarly good HbA1c values were
observed (7.0 in DMP participants, 7.3 in non-participants). The included participants
differed from those not included with respect to age (statistically significantly
younger) and a better compliance. In the subgroup of patients younger than 70 years
the patients included have a better HbA1c and get insulin more frequently (both n.
s.). Conclusions: One part of the patients seems to be not included into the DMP for good reasons.
Two questions should be further evaluated: To what extent are patients included although
they already have a good metabolic situation? And to what extent are patients with
a poor compliance not included, although they might benefit from participation?
Schlüsselwörter
Diabetes mellitus Typ 2 - DMP - Einschlusskriterien - Versorgungsqualität - Allgemeinmedizin
Key words
Diabetes mellitus type 2 - DMP - inclusion criteria - quality of care - primary care
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1 Der Mittelwertunterschied in Bezug auf den HbA1c bei den unter 70-Jährigen bleibt
übrigens in gleicher Größenordnung bestehen, wenn man die obigen Gruppen unter der
Annahme des Vorliegens guter Gründe aus der Betrachtung herausnimmt.
Dr. med. Sandra Dunkelberg
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Email: dunkelbe@uke.uni-hamburg.de