Gesundheitswesen 2006; 68(6): 364-375
DOI: 10.1055/s-2006-926896
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Einflussfaktoren der Teilnahme an Selbsthilfezusammenschlüssen

Ergebnisse ausgewählter Fragen des GesundheitsmonitorsSocial Factors Influencing Participation in Self-Help Groups or OrganisationsResults from Selected Questions of the Health MonitorA. Trojan1 , S. Nickel1 , R. Amhof2 , J. Böcken2
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut für Medizin-Soziologie
  • 2Bertelsmann Stiftung, Themenfeld Gesundheit, Gütersloh
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Publication Date:
07 July 2006 (online)

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Zusammenfassung

Ziele: Mithilfe ausgewählter Daten des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann-Stiftung (achte Erhebungswelle im Oktober/November 2005) von 1539 Befragten im Alter zwischen 18 und 79 Jahren wurde die Frage untersucht, welche sozialen Merkmale die Teilnahme an Selbsthilfezusammenschlüssen beeinflussen. Darüber hinaus wurden die Angaben über die Dauer der Teilnahme, den Tätigkeitsbereich von Selbsthilfegruppen sowie den Nutzen der Teilnahme ausgewertet. Methodik: Alle Personen wurden schriftlich befragt. Der Fragebogen umfasste 103 gesundheitsspezifische Fragen (davon 6 zur Selbsthilfe) und 15 soziodemografische Fragen. Die Stichprobe wurde nach Bundesland, Geschlecht und Alter gewichtet. Ergebnisse: 4,1 % der Befragten gaben an, Mitglied in einem Verband für chronisch Kranke oder Behinderte zu sein. Im Ganzen haben 9,1 % im Laufe ihres Lebens schon einmal an einer Selbsthilfegruppe teilgenommen (aktuell: 2,8 %). Während die Bereitschaft zur Mitgliedschaft in Verbänden mit dem Alter, der sozialen Schicht und der eigenen Betroffenheit steigt, fallen die Ergebnisse für die Teilnahme an Selbsthilfegruppen unterschiedlich aus: Hier sagen fast doppelt so viele Frauen wie Männer, an Selbsthilfegruppen teilgenommen zu haben (11,1 versus 6,9 %). Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen wird überwiegend auch als nützlich wahrgenommen, wobei der Nutzen für die Problembewältigung und/oder Lebensqualität mit der Schichtzugehörigkeit und Dauer der Teilnahme variiert. Schlussfolgerung: Hinsichtlich der Verteilung der Teilnehmer an Selbsthilfegruppen auf Sozialschichten widersprechen die Befunde partiell anderen Repräsentativstudien. Diese Unterschiede sind wahrscheinlich auf methodische Faktoren (z. B. Schichtindex, Fallzahlen) zurückzuführen.

Abstract

Objectives: Using selected data collected by the Health Monitor (Bertelsmann-Stiftung) from 1,539 adults aged between 18 and 79 years this article describes which social factors have an impact on participation in self-help groups or organisations. Furthermore, questions about the length of participation, fields of self-help activity, and their usefulness were analysed. Methods: All participants were approached in written form. The questionnaire included 103 health-related items (6 about self-help), and 15 demographic characteristics. The sample was weighted statistically by federal state, sex and age. Results: 4.1 % stated to be a member of self-help organisations for chronically ill or disabled people. On the whole, 9.1 % have participated in self-help activities during their lifetime (currently active: 2.8 %). Membership in self-help organisations increases with age, social class and according to personal involvement, whereas participation in self-help groups is quite different. The rate of participation of women is nearly twice as high as that of men (11.1 versus 6.9 %). Generally, participation in self-help groups was also rated positively, but assessments vary with social class and the length of using them. Conclusion: Particularly with regard to the distribution of self-help participants depending on social class there are some discrepancies to other studies. These differences can supposedly be ascribed to methodical factors (e. g., social class index, sample size).