Zusammenfassung
Ziele: Mithilfe ausgewählter Daten des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann-Stiftung (achte
Erhebungswelle im Oktober/November 2005) von 1539 Befragten im Alter zwischen 18 und
79 Jahren wurde die Frage untersucht, welche sozialen Merkmale die Teilnahme an Selbsthilfezusammenschlüssen
beeinflussen. Darüber hinaus wurden die Angaben über die Dauer der Teilnahme, den
Tätigkeitsbereich von Selbsthilfegruppen sowie den Nutzen der Teilnahme ausgewertet.
Methodik: Alle Personen wurden schriftlich befragt. Der Fragebogen umfasste 103 gesundheitsspezifische
Fragen (davon 6 zur Selbsthilfe) und 15 soziodemografische Fragen. Die Stichprobe
wurde nach Bundesland, Geschlecht und Alter gewichtet. Ergebnisse: 4,1 % der Befragten gaben an, Mitglied in einem Verband für chronisch Kranke oder
Behinderte zu sein. Im Ganzen haben 9,1 % im Laufe ihres Lebens schon einmal an einer
Selbsthilfegruppe teilgenommen (aktuell: 2,8 %). Während die Bereitschaft zur Mitgliedschaft
in Verbänden mit dem Alter, der sozialen Schicht und der eigenen Betroffenheit steigt,
fallen die Ergebnisse für die Teilnahme an Selbsthilfegruppen unterschiedlich aus:
Hier sagen fast doppelt so viele Frauen wie Männer, an Selbsthilfegruppen teilgenommen
zu haben (11,1 versus 6,9 %). Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen wird überwiegend
auch als nützlich wahrgenommen, wobei der Nutzen für die Problembewältigung und/oder
Lebensqualität mit der Schichtzugehörigkeit und Dauer der Teilnahme variiert. Schlussfolgerung: Hinsichtlich der Verteilung der Teilnehmer an Selbsthilfegruppen auf Sozialschichten
widersprechen die Befunde partiell anderen Repräsentativstudien. Diese Unterschiede
sind wahrscheinlich auf methodische Faktoren (z. B. Schichtindex, Fallzahlen) zurückzuführen.
Abstract
Objectives: Using selected data collected by the Health Monitor (Bertelsmann-Stiftung) from 1,539
adults aged between 18 and 79 years this article describes which social factors have
an impact on participation in self-help groups or organisations. Furthermore, questions
about the length of participation, fields of self-help activity, and their usefulness
were analysed. Methods: All participants were approached in written form. The questionnaire included 103
health-related items (6 about self-help), and 15 demographic characteristics. The
sample was weighted statistically by federal state, sex and age. Results: 4.1 % stated to be a member of self-help organisations for chronically ill or disabled
people. On the whole, 9.1 % have participated in self-help activities during their
lifetime (currently active: 2.8 %). Membership in self-help organisations increases
with age, social class and according to personal involvement, whereas participation
in self-help groups is quite different. The rate of participation of women is nearly
twice as high as that of men (11.1 versus 6.9 %). Generally, participation in self-help
groups was also rated positively, but assessments vary with social class and the length
of using them. Conclusion: Particularly with regard to the distribution of self-help participants depending
on social class there are some discrepancies to other studies. These differences can
supposedly be ascribed to methodical factors (e. g., social class index, sample size).
Schlüsselwörter
Selbsthilfegruppen und -organisationen - Teilnahmeverhalten - soziale Ungleichheit
- Bertelsmann Gesundheitsmonitor
Key words
Self-help groups and organisations - participation - social inequality - Bertelsmann
Health Monitor
Literatur
1 Mielck A. Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Empirische Ergebnisse, Erklärungsansätze,
Interventionsmöglichkeiten. Bern; Huber 2000
2 Grunow D, Breitkopf H, Dame H J. Gesundheitsselbsthilfe im Alltag. Stuttgart; Enke
1983
3 Trojan A. Wissen ist Macht. Eigenständig durch Selbsthilfe in Gruppen. Frankfurt/M;
Fischer-alternativ 1986
4 Grunow D, Breitkopf H, Grunow-Lutter V. et al .Zum Verhältnis von Selbsthilfe und
medizinischer Fremdhilfe. Ferber C v, Badura B Laienpotenziale, Patientenaktivierung
und Gesundheitsselbsthilfe München; Oldenbourg 1983: 52-77
5 DAK; Deutsche Angestellten-Krankenkasse .DAK-Gesundheitsbarometer: Selbsthilfegruppen. Hamburg;
DAK 1998: 4 Bl.
6 Janssen-Cilag GmbH (Hrsg) .Emnid-Blitzumfrage zum Gesundheitswesen - Selbsthilfe
ist wichtiger Partner. Neuss; Eigenverlag Pressemitteilung vom 15.11.2004
7 Lengerke T v, Mielck A. Soziale Ungleichheit in der Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen:
Erste Ergebnisse des KORA-Survey S4 1999/2001 in der Region Augsburg. (unveröffentlichtes
Manuskript).
8
RGU-111 Gesundheitsberichterstattung/Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt
München. Münchner Gesundheitsmonitoring 1999/2000 und 2004; persönliche Mitteilung
Dr. Gabriele Wiedenmeyer über unveröffentlichte Daten (vom September 2004/Februar
2006).
9
Gesundheitsbarometer 09/2003 „Selbsthilfe”. Unveröffentlichte Manuskriptseiten vom
4.9.2003.
DAK.
10
Gaber E, Hundertmark-Mayser J.
Gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen - Beteiligung und Informiertheit in Deutschland.
Ergebnisse des Telefonischen Gesundheitssurveys 2003.
Gesundheitswesen.
2005;
67
620-629
11 RKI; Robert-Koch-Institut .Telefonischer Gesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts
zu chronischen Krankheiten und ihren Bedingungen. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung
des Bundes. Berlin; RKI 2004
12
Potthoff P, Güther B.
Access Panel im Rahmen der Gesundheitsforschung.
Forum Public Health.
2005;
13
16-17
13 Güther B, Schnee M, Potthoff P. Zur Methode des Gesundheitsmonitors. Böcken J,
Braun B, Schnee M Gesundheitsmonitor 2002: Die ambulante Versorgung aus Sicht von
Bevölkerung und Ärzteschaft Gütersloh; Verlag Bertelsmann Stiftung 2002: 188-199
14 TNS Healthcare .Gesundheitsmonitor Feld- und Methodenbericht Welle 8. München;
Eigenverlag; www.gesundheitsmonitor.de (Downloads/Gesundheitsmonitor: Feld- und Methodenbericht
- Welle 8) (Zugriff am 20.1.2006)
15 Güther B. Access Panel - Qualitätsaspekte und Erfahrungen. Streich W, Braun B,
Helmert U Surveys im Gesundheitswesen - Entwicklungen und Perspektiven in der Versorgungsforschung
und Politikberatung St. Augustin; Asgard Verlag 2005: 91-102
16
Helmert U, Buitkampt M.
Gesundheitsmonitor: Bildung Schichtindex SES. Unveröffentlichtes Manuskript.
2005;
17 Braun J, Opielka M. Selbsthilfeförderung durch Selbsthilfe-Kontaktstellen. Schriftenreihe
des BMFuS. Bd. 14. Stuttgart; Kohlhammer 1992
18 RKI; Robert-Koch-Institut .Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Heft 23 „Selbsthilfe
im Gesundheitsbereich”. Berlin; RKI 2004
19
Winkler J, Stolzenberg H.
Der Sozialschichtindex im Bundes-Gesundheitssurvey.
Gesundheitswesen.
1999;
Sonderheft 2
178-183
20
RKI; Robert-Koch-Institut .
Persönliche Mitteilung von Martin Kohler über unveröffentlichte Daten (vom Februar
2006), Berechnung auf der Basis gültiger Fälle.
PKI.
21 Trojan A, Estorff-Klee A. 25 Jahre Selbsthilfeunterstützung. Unterstützungserfahrungen
und -bedarf am Beispiel Hamburgs. Hamburg; LIT-Verlag 2004
Dipl.-Soz. Stefan Nickel
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut
für Medizin-Soziologie
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Email: nickel@uke.uni-hamburg.de