Gesundheitswesen 2006; 68(8/09): 535-544
DOI: 10.1055/s-2006-927070
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitszeit und Arbeitszufriedenheit angestellter und beamteter Ärzte in München

Ergebnisse einer anonymen BefragungWorking Hours and Job Satisfaction among Physicians in Hospitals and General Practice in MunichResults of an Anonymous QuestionnaireS. Bornschein1 , B. Erbas2 , S. Borelli1 , C. Emminger1 , J. Hesse1 , J. Pilz1 , G. Schwarzkopf-Steinhauser1 , H. Wenzl1 , D. Kunze1 , C. Borelli1
  • 1Ärztlicher Kreis- u. Bezirksverband München
  • 2sam statistics and more, München (Dr. Beate Erbas, MPH, und Dr. Heike Weinheimer, MPH), München
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Publication Date:
13 October 2006 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Auf Initiative des Ausschusses „Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes” der Delegiertenversammlung des Ärztlichen Kreisverbandes (ÄKBV) München wurde im Herbst 2004 eine Befragung unter angestellten und beamteten Münchner Ärzten zu Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen durchgeführt. Ziel war es, den realen Stand der Umsetzung der Arbeitszeitvorschriften und die Zufriedenheit der Ärzte mit ihren Arbeitsbedingungen zu erfassen. Methodik: Sämtlichen beim ÄKBV verzeichneten angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzten in Münchner Krankenhäusern und Praxen wurde ein Fragebogen zugesandt, der anonym ausgefüllt und zurückgeschickt werden sollte. Ergebnisse: An der Umfrage beteiligten sich 2450 (47 %) von 5461 angeschriebenen Ärzten. Wenngleich bei einer Mehrheit (55 %) das Arbeitszeitgesetz (Stand 1994) eingehalten wird, so gibt fast die Hälfte (45 %) der Teilnehmer an, dass dies bei ihnen nicht der Fall sei. Bei 44,4 % werden Überstunden nicht vollständig anerkannt, während diese bei 54,1 % voll anerkannt werden. 43,5 % glauben, dass durch die Umsetzung des Gesetzes der Arztberuf attraktiver wird, 63,3 % befürchten dadurch finanzielle Einbußen. 53,7 % denken daran, ihre ärztliche Tätigkeit aufzugeben, 59,9 % nennen als Grund hierfür die hohe Arbeitszeitbelastung alleine oder in Kombination mit anderen Gründen. Frauen haben häufiger ein befristetes Arbeitsverhältnis (69,1 vs. 57,6 %) und bekommen seltener Überstunden vollständig anerkannt als Männer (50,8 vs. 56,4 %). Schlussfolgerung: Zehn Jahre nach seiner Einführung wird das Arbeitszeitgesetz von 1994 bei 45 % der befragten Münchner Ärzte nicht umgesetzt. Offenbar herrscht unter den angestellten und beamteten Ärzten in München eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit ihrem Beruf, die unter anderem auf den für sie unbefriedigenden Arbeitszeitbedingungen beruht.

Abstract

Purpose: In autumn 2004 the local association of physicians (Ärztlicher Kreis- und Bezirksverband München) performed a survey among employed physicians in Munich on working hours and working conditions. The aim of the study was to assess the extent to which the German law on working hours is actually implemented in employed physicians, and to obtain information about their work satisfaction. Methods: A questionnaire was sent to all employed physicians in hospitals and medical practices. Participants were asked to give anonymous information and send it back per mail. Results: In total, 2450 out of 5461 physicians took part in the survey. 45 % reported that their working hours do not meet the German law on working hours of 1994. 44.4 % stated that overtime is not fully recognized by their employers. 43.5 % think the job would become more attractive if the law was implemented. 63.3 % expect an income loss with the implementation. 53.7 % are thinking about quitting their job. For 59.9 % the burden of long working hours is an important reason for this. Women are more likely to be given a limited employment contract than men, and their overtime is more rarely recognized in full. Conclusion: Many employed physicians in Munich are dissatisfied with their job. The high burden of long working hours is a main reason for this.