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DOI: 10.1055/s-2006-931521
Editorial
Publication History
Publication Date:
22 March 2006 (online)

Mit dem ersten Heft des Jahres 2006 des Balint-Journals möchten wir Sie alle ganz herzlich begrüßen, besonders die Kolleginnen und Kollegen aus Österreich und aus der Schweiz. Wir freuen uns, dass Sie und Ihre Fachgesellschaften sich entschieden haben, dieses Journal auch zu Ihrem „Organ” zu machen. Das war eine gute Entscheidung, denn erstmalig haben die Balint-Gesellschaften aller deutschsprachigen Länder eine gemeinsame Stimme, um über die Vielfalt der Möglichkeiten, die in der Balint-Arbeit liegen, zu informieren und zu diskutieren.
Die Herausgeber nehmen diese Erweiterung als Ausdruck dafür, dass die ursprünglichen Überlegungen bei der Einrichtung des Balint-Journals im Jahr 2000 richtig waren: darzustellen ist die Praxis der Arzt-Patient-Beziehung, einschließlich der Störungsfelder, die in uns liegen können, aber auch in den Systemen, in denen wir leben. Es geht um Mitteilungen von Veränderungsmöglichkeiten und um Vermittlung von theoretischen, historischen, ausbildungs- und erlebnisorientierten Themen der Balint-Arbeit und darum, in einem öffentlich-medienwirksamen Raum zu publizieren.
Das nahe Beziehungserleben, der persönlich erfahrene Erlebnisbericht, das nicht nur empirisch-analytisch basierte Vorgehen bilden die Grundlage zur Veröffentlichung. Dies wird in dem Journal vertieft durch wissenschaftstheoretische Überlegungen (wie z. B. in diesem Heft in dem Beitrag von Peter Hahn) und durch kulturorientierte Beiträge. Der Grenzgang zwischen akademisch-wissenschaftlichem Anspruch und forciertem empirisch-wissenschaftlichem Anspruch (oder heftiger formuliert: die Industrialisierung und Merkantilisierung der Medizin) kann dabei nicht aufgehoben werden. Genau diesem Spannungsfeld wollen sich aber auch die Balint-Gesellschaften mit ihrem Anliegen - und damit auch das Balint-Journal als ihrer Repräsentationsfigur - stellen.
Die Limitierung der Balint-Arbeit könnte erreicht sein, wenn die Gesetze des Marktes die „Inseln des Vertrauens” durchdrungen haben - z. B. wenn Evaluation der Veräußerlichung die inneren Dynamiken zum Erliegen bringen.
Mit diesem Editorial wollen wir uns einige der Aufgaben vergegenwärtigen, denen wir uns in der Zukunft gegenüber sehen. Welche Möglichkeiten der Mitgestaltung haben wir oder können wir uns eröffnen, z. B. im Medizin- und Psychologie-Studium, in der Kleingruppenarbeit, in der Fort- und Weiterbildung, in Seminaren, Supervisionen - auch der Leitung von Balint-Gruppen - und bei nationalen und zunehmend mehr auch internationalen Kongressen?
Neben den Erfahrungsberichten und Originalarbeiten aus der Wissenschaft und Forschung stehen Übersichten aus „Medizin und Kultur”. Sollen wir diese Arbeiten 2006 durch eine Rubrik „Medizin und Wirtschaft” ergänzen?
Das Balint-Journal dokumentiert die Vorstellung vieler Ärzte von der Einheit der Arzt-Patient-Beziehung als „kleinstem medizinethischem Nenner”, von der Einheit der Praxis, von Wissenschaft und Forschung, von „training cum research”, von Empirie und Reflexion. Das Journal verkörpert den Anspruch auf die Verbindung von kognitivem, emotionalem und Handlungswissen und lebt von angeregten und anregenden Diskussionen.
Hier sehen wir die wichtigsten Aufgaben. Bitte helfen Sie uns durch Ihre Rückmeldung, den offen gehaltenen Raum einer Beziehungsgestaltung zwischen den freiwillig zusammen gekommenen Partnern mit Kompetenz, Lust und Freude zu vergrößern.
Herausgeber und Redaktion