PiD - Psychotherapie im Dialog 2006; 7(2): 191-195
DOI: 10.1055/s-2006-932635
Aus der Praxis
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Körperbild und Körperbildstörungen: Der Körper als gestaltbare Identitätskomponente

Karin  Pöhlmann, Peter  Joraschky
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Publication Date:
24 May 2006 (online)

Zusammenfassung

Generelle soziokulturelle Entwicklungstrends, wie die Überzeugung, dass der Körper grundsätzlich gestaltbar ist, oder das in den Medien repräsentierte unrealistische Schlankheitsideal sind Faktoren, die von außen auf das individuelle Körperbild wirken. Negative Einstellungen zum eigenen Körper und Unzufriedenheit sind nicht nur kennzeichnend für klinische Phänomene, sondern betreffen heute relativ große Teile der Bevölkerung. Das Streben nach Schlankheit, Fitness und Attraktivität ist zu einer normativen Entwicklungsaufgabe geworden. Auf der Basis des Identitätsmodells von Roy Baumeister wird beschrieben, in welchen Aspekten sich die Bedeutung des Körpers als Träger der Identität gewandelt hat. Körperbilddimensionen wie Schlankheit, Fitness und Attraktivität können als Identitätskomponenten verstanden werden, deren Erwerb nie vollständig abgeschlossen werden kann. Ein anderer Ausdruck der individuellen Gestaltung des eigenen Körpers sind Körpermodifikationen wie Tätowierungen und Piercings. Sie können entwicklungspsychologisch Ausdruck einer gelungenen Identitätsentwicklung sein, wenn sie die erfolgreiche Bewältigung von Anforderungen symbolisieren, sie können aber auch Identitätsdefizite verdecken, die durch symbolische Selbstergänzungen kompensiert werden.

Literatur

Korrespondenzadresse:

PD Dr. phil. Karin Pöhlmann

Universitätsklinik für Psychotherapie und Psychosomatik

01304 Dresden