Der Klinikarzt 2006; 35(2): XV
DOI: 10.1055/s-2006-933590
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Prostatakarzinom - Kein Überlebensvorteil durch Screening

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2006 (online)

 

Quelle: Concato J. Wells CK, Horwitz RI et al. The effectiveness of screening for prostate cancer. A Nested Case-Control Study. Arch Intern Med 2006; 166: 38-43

Thema: Die Messung des prostataspezifischen Antigens (PSA) und die digitale rektale Untersuchung sind inzwischen gängige Maßnahmen zur Früherkennung eines Prostatakarzinoms. Doch bislang fehlt der eindeutige Beleg, dass sich dies tatsächlich in höheren Überlebensraten der Patienten niederschlägt. Denn nicht nur bei Männern mit Prostatakrebs sind die PSA-Werte häufig erhöht, auch eine Vergrößerung oder eine Infektion der Prostata kann erhöhte Werte bedingen. Außerdem liefert der PSA-Test keine Angaben über die Aggressivität eines Tumors.

Projekt: Einmal mehr untersuchten jetzt Wissenschaftler der Yale University School of Medicine im Rahmen einer so genannten Nested-Fallkontroll-Studie, ob eine solche Reihenuntersuchung sinnvoll ist. Dabei bedeutet "nested", dass die Fälle und die Kontrollen aus der gleichen Kohorte stammen. Dies wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich beide Gruppen in möglichst vielen Punkten ähnlich sind, was die Aussagekraft der Studie im Vergleich zu anderen Fallkontroll-Studien verbessert.

Das Datenmaterial der Studie stammt aus den Krankenakten von 71661 US-Veteranen, die zwischen 1991 und 1995 an einer von zehn Kliniken in Neuengland behandelt worden waren: 501 Männer (> 50 Jahre) hatten ein Prostatakarzinom entwickelt und waren im Zeitraum von 1991-1999 verstorben. Diesen Patienten wurde eine gleich große Gruppe von Veteranen gegenübergestellt, die ebenfalls an einem Prostatakarzinom erkrankt waren und die gleiche Behandlung erhalten hatten, aber noch am Leben waren.

Ergebnis: Concato und seine Kollegen hatten antizipiert, dass bei den verstorbenen Patienten weniger PSA-Screenings oder digitale rektale Untersuchungen gemacht worden wären. Dennoch waren die Screeningraten in beiden Studiengruppen gleich groß (14 versus 13%).

Fazit: Damit ist diese Studie ein weiterer Beleg dafür, dass ein PSA-Screening die Prognose bei Patienten mit Prostatakarzinom nicht verbessern kann. Dies soll aber nicht bedeuten, dass Männer den PSA-Test meiden sollen. Vielmehr sollten Ärzte die Patienten über die bestehenden Unsicherheiten am Testverfahren informieren und die Ergebnisse mit ihnen genau besprechen. Endgültige Ergebnisse zum Wert des PSA-Screenings erhofft man sich jetzt von der "European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer", deren Endergebnisse aber erst in einigen Jahren vorliegen werden.

Key Words: Prostatakarzinom - Screening - prostataspezifisches Antigen

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