Allgemeine Homöopathische Zeitung 1966; 211(11): 508-511
DOI: 10.1055/s-2006-935366
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Symptom, Diagnose, Therapie (Forts. a. H. 6 u. Schluß)

Wilhelm Schwarzhaupt
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die klassische Symptomatologie einer Appendicitis ist selten. Die entzündete Appendix kann überall im Bauchraum gefunden werden. Deshalb ist die Schmerzhaftigkeit bei einer Appendicitis so sehr variabel, was Lokalisation und Art des Schmerzes betrifft. Der appendicitische Schmerz ist nur zu einem geringen Teil ein visceraler Schmerz, zum allergrößten Anteil ein Schmerz durch die Reizung des Peritoneums im Bereich des Wurmfortsatzes. Bei Verlagerung des Blinddarms ins kleine Becken fehlt jede peritoneale Reizerscheinung, desgleichen bei retrocoecaler Lage. Immer wieder muß darauf hingewiesen werden, daß bei der Appendicitis, auch bei der chronischen, nur der Chirurg das Wort hat. Hinter dem Bild einer chronischen Gastritis verbirgt sich nicht selten eine chronische Appendicitis. Homöopathische Medikamente, die, symptomatisch ausgewählt, bei einer Gastritis gute Wirkung zeigen, sind bei einer ursächlichen, chronischen Appendicitis völlig wirkungslos. Schmerzhaftigkeit und Schwere des Falles sind nicht immer kongruent. Daran muß man besonders bei Greisen und Kindern denken. Kinder haben oft einen intermittierenden Bauchschmerz, der täuschen kann. Auch Intercostalneuralgien können durch eine Appendicitis vorgetäuscht werden. Sehr genaue Untersuchung, auch mit Blutbild und Leukocytenzählung, Blutsenkung usw. sind erforderlich, um chronisch-schleichende Fälle genauestens diagnostisch aufzudecken. Die Perforation ist sehr oft von einer plötzlichen Schmerzerleichterung begleitet. Das darf nicht täuschen und ein schnelles Handeln verhindern. Bei der Perforation erweist sich Veratrum album D 4 als bestes peripheres Kreislaufmittel. Der appendicitische Absceß verlangt genaue Lokalisation für einen gezielten chirurgischen Eingriff. Langwierige Eiterungen werden mit 2 Medikamenten homöopathisch günstig beeinflußt, Silicea und Hepar sulfuris calcareum, jedes mit eigener Indikation. Für die Rekonvaleszenz empfiehlt sich als bestes Mittel China.