Allgemeine Homöopathische Zeitung 1980; 225(5): 193-204
DOI: 10.1055/s-2006-935905
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Sepia und die Begleitsymptome

Georg v. Keller
  • 1
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. April 2007 (online)

Zusammenfassung

Der Verfasser vergleicht zunächst zwei Mittel, Lilium und Sepia, miteinander, indem er zwei Symptome herausgreift und die Unterschiede herausarbeitet. Dabei stellt er, belegt durch Tonbandaufnahmen aus der Praxis, fest, daß bei Lilium das Herabdrängen im Unterleib trichterförmig vor sich geht, während die Sepiapatienten es mehr als gleichzeitigen Druck nach außen empfinden oder so, als ginge die Abwärtsbewegung in der Peripherie des Beckens vor sich. Verglichen mit der Hetze und dem Getriebensein bei Lilium stellt sich die Gleichgültigkeit des Tintenfisches geradezu als Gegenteil dar. Während Lilium die Trägheit als angenehm empfindet, fühlt sich der Sepiapatient bei heftiger körperlicher Anstrengung wohl. Der Verfasser will durch diese Vergleiche zeigen, daß nicht die objektiven, für die Krank-heitsdiagnose wichtigen Symptome für die Mittelwahl ausschlaggebend sind, sondern die kleinen, dem Patienten meist unwichtig und nebensächlich erscheinenden subjektiven Unterschiede. Durch diese Feststellung und an Hand einschlägiger Literaturstellen wird ein Mißverständnis richtiggestellt, das in einigen Artikeln KENTs zum Ausdruck gekommen ist, daß nämlich die Begleitsymptome BOENNINGHAUSENs nebensächlich für die Arzneimittelwahl seien. In Wirklichkeit meinten Kent mit seinen "Allgemeinsymptomen", BOENNINGHAUSEN mit dem Ausdruck "Nebensymptome" und Hahnemann mit den "sonderlichen und eigenheitlichen Symptomen" des 153 jeweils das Gleiche, nämlich die den einzelnen Patienten charakterisierenden, vorwiegend subjektiven Feinsymptome im Gegensatz zu den gewöhnlich für wichtig gehaltenen, vorwiegend objektiven pathognomonischen Symptomen.

    >