Allgemeine Homöopathische Zeitung 1985; 230(1): 25-28
DOI: 10.1055/s-2006-936088
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Phosphor und der Krankheitsbegriff in der Homöopathie

Georg v. Keller
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. April 2007 (online)

Zusammenfassung

Ein Fall von essentieller Hypertonie wird benutzt, den Unterschied aufzuzeigen, mit dem der Pharmakologe auf der einen Seite und der homöopathische Therapeut auf der anderen Seite den Begriff "Krankheit" auffaßt. Der Pharmakologe versteht unter Krankheit einen vom einzelnen Patienten losgelösten, abstrakten Komplex pathognomonischer Symptome, der alle die Symptome einschließt, die bei der Mehrzahl der Fälle vorkommen. Die einzelnen Teile dieses Komplexes stehen fest, man kann sie vor der Untersuchung des Patienten einem Lehrbuch entnehmen. -Die Methode Hahnemanns hat einen anderen Krankheitsbegriff. Für sie handelt es sich um die Krankheit des einzelnen Patienten, alles das, was an Abweichungen, an Änderungen gegenüber dem ehemaligen, gesunden Normalzustand des jetzt Kranken festgestellt werden kann, bildet den Inbegriff der Krankheit dieses Patienten, ein Krankheitsname leitet sich aus diesen individuellen Zeichen nicht ab., Deshalb sind dem Pharmakologen die Symptome für die kollektive Krankheit patho-gnomonisch und für das Arzneimittel charakteristisch, die bei allen oder wenigstens bei der Mehrzahl der Prüfer einer Arznei oder der Fälle einer Krankheit auftreten, während dem Homöopathen die ungewöhnlichen, die nur von einem Prüfer oder Patienten geäußerten Symptome wahlanzeigend werden.

Summary

A case of essential hypertonia is used to demonstrate the difference how, on one side, the pharmacologist and, on the other side, the homoeopathic therapist coneeive the notion of "disease". For the pharmacologist, disease is an abstract complex of pathognomonic Symptoms detached from fhe individual patient which includes all Symptoms oecuring in the majority of cases. The components of this complex are wellknown, they can even be taken from a textbook before examinating the patient. - The Hahnemannian method has developed another notion of disease. This method recognizes only the disease of an individual patient. Each ano-maly, each change compared with the former, healthy normal Situation of the now sick person forms the essence of the disease of this patient and the name of the disease cannot be deduced from these individual signs. - That is the reason why the pharmacologist considers the Symptoms which can occur to all or at least to the majority of the examiners of a medicament or to the majority of cases of a disease pathognomonic for the collective disease and characteristic for the medicament while the homoeopathist chooses among the uncommon Symptoms expressed by one examiner or by one patient only.

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